Klettern und Radeln: Mikroabenteuer in der Wachau
Foto: Katrin Rath
Spätestens seit der englische Schriftsteller und Abenteurer Alastair Humphrey den Begriff „Micro Adventure“ geprägt hat, wissen wir: Wer was erleben will, muss nicht weit fort – und braucht auch nicht viel Zeit. Unter diesem Motto hat sich Bergwelten.com-Chefredakteurin Katrin Rath den Bergwelten-Van geschnappt und ist zum Klettern, Radeln und Genießen in die Wachau gefahren. Hier verrät sie ihren 3-Schritte-Plan für den perfekten Kurztrip.
Seien wir uns ehrlich: Freitagnachmittag, nach einer anstrengenden Woche, würde man sich oft am liebsten vom Bürosessel direkt auf die Couch beamen. Da wird kein Gedanke an Sport, geschweige denn einen spontanen Kurztrip verschwendet. Zu aufwändig, zu lange Anreise, zu anstrengend.
Zugegeben, auch an diesem herbstlichen Freitag war ich gedanklich schon eher im Wohnzimmer als am Kletterfelsen. Zum Glück habe ich mir für dieses Mikroabenteuer motivierte Verstärkung in Form meiner besten Freundin Julie geholt, die keine Ausreden duldet.
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Vom Camper auf die Große Zinne
1. Den Schweinehund überwinden
Unser am Tag zuvor gefasster Plan: Ein Kurztrip in die Wachau in Niederösterreich. Klettern, Radfahren und Heurigen. Dafür schnappen wir uns den Bergwelten-Van „Vanda“ inklusive Kompakt-Bikes (vielen Dank an dieser Stelle an QiO, dass wir sie testen dürfen), lassen Wien hinter uns und kommen nach gerade mal einer Stunde Fahrzeit am Campingplatz Rossatz an. Perfektes Timing: Die letzten Sonnenstrahlen tauchen das Laub der Weinstöcke und Bäume in frühherbstliches hellgelb, die Donau glitzert und am anderen Ufer präsentieren sich Dürnstein und die gleichnamige Burgruine wie aus dem Werbeprospekt für die bekannte Weinregion.
Dort ragen auch die markanten Felstürme des Klettergarten Dürnsteins aus dem Wald. Sie sind unser morgiges Ziel. Die Motivation zur körperlichen Aktivität steigt nun deutlich. Einmal mehr zeigt sich: Ist der erste Schritt erst gemacht, läuft es danach fast von ganz allein.
2. Gemütlich ins Abenteuer starten
Dennoch wollen wir es (noch) nicht übertreiben. Wer sagt, dass ein Abenteuer von Anfang an für Gänsehaut oder den ultimativen Adrenalinschub sorgen muss? Vielleicht macht es sogar mehr Sinn, den Alltag erst in Ruhe hinter sich zu lassen, um dann mit klarem Kopf in herausfordernde Aktivitäten zu starten. Wir wollen die Theorie überprüfen, packen die beiden stylischen QiO EINS Kompakträder aus dem Bus (die sich durch das kleine und handliche Maß übrigens ganz leicht im Camper verstauen ließen) und machen uns auf unsere Abschalt- und Erkundungstour auf.
Bevor wir uns aber auf die Räder schwingen und unsere Tour starten, kontrollieren wir nochmals den Reifendruck mit dem handlichen Akku-Kompressor von Makita. Besonders praktisch: Er stoppt das Aufblasen automatisch, wenn der vorgewählte Luftdruck erreicht ist.
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Weinberge und vorbei an Obstbäumen treten wir den Donauradweg entlang in Richtung Sonnenuntergang. Während auf der einen Seite das letzte Tageslicht verschwindet, steigt der Vollmond auf der anderen über der Burgruine auf. Spätestens jetzt sind die Gedanken ganz im Hier und Jetzt – und bei unseren knurrenden Mägen. Zeit, die regionalen Schmankerln im Heurigen zu kosten. Bei Sturm, Schmalzbrot und Marillenlikör planen wir den morgigen Tag.
3. Adrenalin spüren
„Gemma‘s an“, höre ich Julie hinterm Van rufen, während sie sich am nächsten Morgen aufs Rad schwingt. Die geruhsame Nacht und der strahlende Sonnenschein haben unseren Tatendrang nun endgültig an den Zenit befördert. Wir wollen uns bewegen, wir wollen das Adrenalin spüren! Also setzen wir mit der Fähre auf die andere Seite der Donau über. Von hier radeln wir rund 10 Minuten – inklusive kurzem Sightseeing-Programm im historischen Ort Dürnstein – in Richtung Klettergarten.
Nach nochmal 10 Minuten Fußmarsch erreichen wir unser Ziel. Der Bereich „Spiegel“ ist eine der über 20 Felsformationen, die insgesamt mehr als 250 Routen für Kletternde bieten.
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Der Welterbesteig in der Wachau
Eine weitere wichtige Abenteuer-Erkenntnis: Was für den einen die gemütliche Aufwärmrunde ist, bringt das Blut der anderen ordentlich in Wallung. Abenteuer werden persönlich definiert, das ist das Schöne an ihnen. Wir als hauptsächlich Hallen-Boulderinnen und Bergsteigerinnen sind Fels eher unter schweren Bergschuhen gewohnt, unsere Kletterschuhe sind „plastikverwöhnt“. Für uns ist das Erforschen einer neuen Sportart ein aufregendes Abenteuer – vor allem wenn die Bohrhaken so weit auseinanderliegen wie auf der Platte, auf der ich gerade unterwegs bin. Den winzigen Tritten und Griffen entlang hantle ich mich Zentimeter für Zentimeter nach oben, bis ich die nächste Expresse mit leicht zitternder Hand einhänge. So erlebt man auch im fünften Schwierigkeitsgrad den ein oder anderen Adrenalinschub.
Wir arbeiten uns an dem Bereich und der angrenzenden „Abendlichtplatte“ ab, bis die Fingerspitzen wund, die Zehen kaum noch beweglich und die Unterarme hart sind. Ein letztes Mal genießen wir den Blick von hier oben auf die Donau und die umliegenden Weinberge. Bevor wir unser Mikroabenteuer mit einer ausgedehnten Radtour zurück zum Van abschließen. Einmal mehr glücklich darüber, den inneren Schweinehund überwunden zu haben.
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