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Bergwelten Hüttenwoche Südtirol

Hüttenwoche Tag 2: Drei Gipfel, zwei Murmeltiere und eine Gams

• 19. Juni 2019
3 Min. Lesezeit
von Katrin Rath

Wir ihr bereits wisst, haben wir diese Woche unser Büro von der Stadt in die Berge verlegt. Genauer gesagt auf die urige Schlüterhütte hoch über dem Villnöß-Tal in Südtirol. Am zweiten Tag nahmen wir unseren ersten Gipfel in Angriff, bestaunten eine Gams der besonderen Art und machten die Enzian-Promenade unsicher.

Peitlerkofel
Foto: Katrin Rath
Der Kleine (links) und der Große Peitlerkofel (rechts)
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Was bisher geschah

  • Von Arbeit und Gipfeln

    Kurz vor 7 Uhr hieven wir unsere Gliedmaßen unter den schweren Hütten-Bettdecken hervor, die uns in dieser ersten Nacht besonders tief schlafen ließen, und recken unsere Köpfe aus den kleinen Fenstern im ersten Stock.

    Schlüterhütte Zimmer
    Foto: Katrin Rath
    Morgendlicher Blick aus dem Zimmerfenster

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    Die Morgensonne taucht die Gipfel und Wiesen in ein verlockendes Licht – doch noch müssen wir uns gedulden. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen! Nach dem Frühstück warten noch einige To-Dos auf uns – wir sind schließlich nicht (nur) auf Urlaub hier. Die Website muss auf Vordermann gebracht, sämtliche Social-Media-Kanäle betreut und Artikel erstellt werden. Die Tastaturen glühen und immer wieder werfen wir verstohlene Blicke aus dem Fenster. Kurz nach 11 Uhr ist es dann soweit: Wir starten in unsere erste Wanderung. Das heutige Ziel sind der Kleine Peitlerkofel (2.813 m) und vielleicht auch der Große (2.874 m) – mal sehen, wie weit uns unsere Füße tragen.

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    Von Murmeltieren und Gämsen

    Von der Hütte aus starten wir gen Norden, wo wir schon nach kurzer Zeit über die grünen Hänge hinweg unser heutiges Ziel erblicken. Erst gilt es aber, Murmeltiere zu erspähen, die einen hier laut Hüttenwirt Martin geradezu „über den Haufen rennen“ sollen. Vielleicht halten die Tiere gerade ein Mittagsschläfchen, oder ihnen ist die fünfköpfige Truppe, die sich mit Schneebällen aus Altschneefeldern bewirft, nicht ganz geheuer – wir bekommen jedenfalls nur ein Hinterteil zu Gesicht, das blitzschnell in einer der vielen Erdhöhlen verschwindet.

    Altschneefeld
    Foto: Katrin Rath
    Die noch zahlreich vorhandenen Altschneefelder laden zu spontanen Schneebalschlachten ein

    Wenig später wird uns aber klar, dass wir Alpentiere gar nicht lange suchen müssen, wir haben nämlich unser eigenes mit dabei. Redakteur Robert flitzt mühelos die steilen Hänge immer weiter und schneller empor: fast wie eine Gams sieht er dabei aus. Kein Wunder, dass er vom Großen Peitlerkofel bereits zurückkehrt, als wir an der Gabelung zum Kleinen abbiegen. Vielleicht hätte ich ihm mein Smartphone mit der Runtastic-App mitgeben sollen, um Höhenmeter für den Red Bull Gipfelstürmer zu sammeln? Zu dem Zeitpunkt, als wir uns im Gipfelbuch verewigen, schaffen wir es aber immerhin auch auf 523 zurückgelegte Aufwärts-Höhenmeter.

    Kleiner Peitlerkofel
    Foto: Katrin Rath
    Robert aka „Die Gams“, Martin und Julia am Gipfel des Kleinen Peitlerkofel

    Von Murmeltieren und Kuchen

    Am Rückweg können wir noch einmal ein Murmeltier in weiter Ferne erspähen, das bei unserem Anblick aber ebenfalls gleich wieder in den sicheren Bau flüchtet. Lange können wir uns ohnehin nicht mit der „Murmale-Beobachtung“ befassen, da eine dicke Gewitterwolke über dem Gardertal hängt und bedrohlich donnernd immer näherkommt. Und unsere knurrenden Mägen drängen ebenfalls Richtung Schlüterhütte.

    Gewitterwolken
    Foto: Katrin Rath
    Angesichts der Gewitterwolken über dem Gardertal beschleunigen wir unsere Schritte
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    Bei Suppe, Kaffee und sensationell gutem Karottenkuchen genießen wir die letzten Sonnenstrahlen bis uns der kalte Wind in den Gastraum der Hütte scheucht. Minuten später fallen dicke Tropfen auf das frische Holz der neu erweiterten Terrasse. Den restlichen Nachmittag verbringen wir mit der Planung der folgenden Tage – da will ich euch aber noch nicht zu viel verraten.

    Von Schnaps und Gipfeln

    Wer denkt, dass die Adresse der Schlüterhütte S. Maddalena 22 lautet, liegt damit zwar richtig, vergisst aber einen wichtigen Adresszusatz. Hier oben befindet man sich nämlich auch in der „Enzian-Promenade Nummer 1“. Woher dieser Name kommt? Hüttenwirt Martin stellt jedes Jahr seinen eigenen Enzianschnaps her – genauso wie die vier umliegenden Hüttenwirte und -besitzer. Dazu sammelt er die Wurzeln des Gelben Enzians, trocknet sie und setzt sie anschließend mit Grappa an. Heraus kommt nach einigen Wochen ein herzhafter Schnaps, den unsere drei Tischnachbarinnen beim Abendessen als „Medizin“ bezeichnen. Bei einer Blindverkostung der fünf befreundeten Schnaps-Hersteller wir jährlich ein Sieger gekürt. Weil Martin schon fünf von sieben Mal gewonnen hat, lautet die inoffizielle Adresse der Schlüterhütte „Enzian-Promenade 1“.

    Enzian-Promenade
    Foto: Katrin Rath
    Die inoffizielle Adresse der Schlüterhütte: Enzian-Promenade 1

    Neben dem Enzianschnaps sind auch die Zirben- und die Heu-Variante aus der Eigenproduktion als Abschluss nach Wildgulasch, Speckknödel und Co. sehr zu empfehlen.

    Während die Gams noch eine kleine Verdauungswanderung auf ihren heutigen dritten Gipfel, den Zendleser Kofel (2.422 m) nur wenige Meter oberhalb der Hütte, macht, machen es sich die anderen von uns auf einem Bänkchen an der Hausmauer gemütlich und genießen die abendliche Stimmung mit der zurückgekehrten Sonne bei einem Fläschchen italienischen Rotwein. Bis Robert zurück ist, ist zwar kein Wein mehr übrig, dafür darf er aber noch mit uns bis zur Hüttenruhe Karten spielen.

    So geht es weiter

    In den nächsten Tagen warten noch aussichtsreiche Touren, interessante Personen und tierische Gesellschaft auf uns. Dranbleiben lohnt sich!

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