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Berg-Know-How

Wegtypen: Welchen Weg traust du dir zu?

• 23. August 2023
4 Min. Lesezeit
von Christina Schwann

Wanderwege, Bergwege, alpine Routen – wie wird die Schwierigkeit eines Weges definiert? Bergwelten Expertin Christina Schwann klärt auf.

Um zu wissen welchen Weg man sich zutrauen kann, muss man die Definitionen bzw. Schwierigkeitseinteilungen der Wege kennen.
Foto: Christina Schwann, ökoalpin
Um zu wissen welchen Weg man sich zutrauen kann, muss man die Definitionen bzw. Schwierigkeitseinteilungen der Wege kennen.
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Beschilderung und Markierung von Wegen

Zahlreiche fleißige Helfer der alpinen Vereine leisten unzählige, meist ehrenamtliche, Arbeitsstunden, um die Wanderwege zu markieren und in bestmöglichem Zustand zu halten. Wegschilder an Ausgangspunkten und markanten Abzweigungen geben die nächsten Ziele, die Richtung und oft auch Gehzeit und Schwierigkeit der jeweiligen Wege an. Während die Gehzeit aber über eine Formel grob berechnet werden kann, ist die Schwierigkeitsbewertung ein oft heikles und vor allem nicht einheitlich gehandhabtes Thema.

Schwierigkeitsbewertung von Wegen

Tatsächlich muss man zwischen der Schwierigkeitsbewertung von Wegabschnitte und der Bewertung ganzer Touren unterscheiden. Den Wegabschnitt kann der Wegewart vor Ort aufgrund der topografischen Verhältnisse (flach, steil, ausgesetzt, seilversichert, etc.) bewerten und den Wegen die Adjektive leicht, mittel und schwer zuordnen. Üblicherweise wird diese Schwierigkeitseinteilung mit Farben gekennzeichnet. Während sich aber auf Skipisten das System blau=leicht, rot=mittel, schwarz=schwer durchgesetzt hat, fehlt bei Wanderwegen alpenweit ein einheitliches System. Nicht einmal in den österreichischen Bundesländern konnte man sich auf eine Farbskala einigen. Während in den meisten Bundesländern immerhin blau für leicht, rot für mittel und schwarz für schwer steht, wird blau in Tirol gar nicht verwendet und in Vorarlberg (in Anlehnung an die Schweiz und Lichtenstein) ist ein blauer Weg ein schwerer Weg, während die Farbe gelb einen leichten Weg markiert.

Hinzu kommt außerdem, dass die Farbpunkte auf den Wegtafeln nicht zwingend der Farbe der Bodenmarkierung entsprechen – in Österreich werden Wanderwege fast überall mit rot-weiß-rot markiert. In der Schweiz werden die Farben der Schwierigkeit sehr wohl auch in der Bodenmarkierung verwendet.

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Beschilderung und Farbcodes für die Schwierigkeitsbewertung sind selbst in Österreich nicht einheitlich.

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Schwierigkeitsbewertung von Touren

In die Schwierigkeitsbewertung einer ganzen Tour fließen neben den technischen Daten auch noch andere Parameter wie Distanz, Höhenmeter und Exposition ein. Auf vielen Tourenportalen und der gedruckten Wanderführerliteratur findet man die dreistufige Einteilung leicht-mittel-schwer mit entsprechender Definition, die sich am Zielpublikum (z. B. Wanderführer für Kindertouren) orientiert.
Wir von Bergwelten bedienen uns der 6-teiligen Schwierigkeitsskale für Berg- und Hochtouren des Schweizer Alpenclubs. Diese so genannte SAC-Wander- und Hochtouren-Skala hat drei Vorteile: Sie ist sehr detailliert, greift ineinander über und bietet Beispieltouren, die helfen, auch andere Touren besser einschätzen zu können. Dabei entspricht T1 leichten Wanderwegen, T2 und T3 mittelschwierigen Bergwegen, T4 schwierigen Bergwegen und T5 und T6 alpinen Routen.

  • Definition von Wegtypen

    Leichter Wanderweg - T1

    Ein leichter Wanderweg ist allgemein zugänglich und für Fußgänger – primär in der schneefreien Zeit – gedacht. Der Weg ist breit und weist keine sonderliche Steigung bzw. Gefälle auf. Sollten Stellen dabei sein, die eine gewisse Absturzgefahr beinhalten, werden diese ausreichend gesichert (z. B. durch ein Geländer). Vorkenntnisse oder eine besondere Ausrüstung sind für das Begehen in der Regel nicht notwendig.

    Leichte Wanderwege werden in Vorarlberg gelb-weiß gekennzeichnet.
    Foto: Christina Schwann, ökoalpin
    Leichte Wanderwege werden in Vorarlberg gelb-weiß gekennzeichnet.
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    Mittelschwieriger Bergweg - T2 und T3

    Mittelschwierige Bergwege sind schmal, wurzelig und/oder steinig und weisen eine gewisse Steigung bzw. Gefälle auf. Kommen ausgesetzte Stellen hinzu, die mit Ketten oder Drahtseilen gesichert sind, oder ist keine durchgängige Trassenführung sichtbar, wird die Bewertung T3 vergeben. Eine gewisse Trittsicherheit sowie mittlere Kondition sind auf mittelschwierigen Bergwegen jedenfalls notwendig.

    Mittelschwieriger Bergerweg ohne besondere Gefahrenstellen.
    Foto: Christina Schwann, ökoalpin
    Mittelschwieriger Bergerweg ohne besondere Gefahrenstellen.

    Schwieriger Bergweg - T4

    Als einen schwierigen Bergweg bezeichnet man einen schmalen Steig, oftmals auch nur Trittspuren, der ausgesetzte und absturzgefährdete Passagen beinhaltet, die nicht unbedingt gesichert sein müssen. Gelegentlich wird man die Hände zum Vorwärtskommen einsetzen müssen. Schrofen, steile Grasflanken und einfache Firnfelder zählen zu den typischen Merkmalen schwieriger Bergwege. Kondition, Ausdauer, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sowie entsprechend gutes Schuhwerk sind daher unbedingt notwenig, um einen solchen Bergweg problemlos bewältigen zu können.

    Steile Grasflanken und Schrofengelände sind typisch für schwierige Bergwege.
    Foto: Christina Schwann, ökoalpin
    Steile Grasflanken und Schrofengelände sind typisch für schwierige Bergwege.

    Alpine Routen - T5 und T6

    Alpine Routen verlaufen meist weglos und ohne Markierung, sind sehr oft ausgesetzt, beinhalten Kletterstellen bis zum II. Schwierigkeitsgrad und/oder führen über heikles Schrofengelände und apere Gletscher mit Absturz- und Ausrutschgefahr. Alpine Erfahrung, Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und ein gutes Orientierungsvermögen sowie Kenntnisse im Umgang mit Seil, Pickel und Steigeisen sind Voraussetzungen für solche Bergwege.

    Alpine Routen werden weder markiert noch beschildert. Hier braucht es ein gutes Orientierungsvermögen und man muss alpine Gefahren selbstständig einschätzen können.
    Foto: Christina Schwann, ökoalpin
    Alpine Routen werden weder markiert noch beschildert. Hier braucht es ein gutes Orientierungsvermögen und man muss alpine Gefahren selbstständig einschätzen können.

    Gute Tourenplanung ist die halbe Miete

    Wie bei vielen Dingen im Leben, gilt auch beim Wandern und Bergsteigen: vom Flachen zum Steilen, vom Leichten zum Schweren. Eine gute Tourenplanung kann Überraschungen vorbeugen, die zu Überforderung, Abbruch oder gar Verletzung führen würden. Folgende Dinge sollte man also schon im Vorfeld beachten:

    • Welchen Weg kann ich mir zutrauen – vor allem im Vergleich mit Touren, die ich schon gegangen bin?

    • Wie lange soll die Tour sein? Schaffe ich die Höhenmeter?

    • Gibt es unterwegs eine Einkehrmöglichkeit oder muss ich mein Proviant – vor allem ausreichend Wasser – selbst mitnehmen?

    • Wie sieht die Wetterprognose aus?

    • Wie sind die aktuellen Bedingungen vor Ort? Liegt beispielsweise noch Altschnee? Sind alle Übergänge passierbar?

    Generell gelten die Schwierigkeitsbewertungen nur für die schneefreie Zeit. Wege, auf denen Schnee oder Eis liegt, verlangen wesentlich mehr Aufmerksamkeit und Trittsicherheit.
    Foto: Christina Schwann, ökoalpin
    Generell gelten die Schwierigkeitsbewertungen nur für die schneefreie Zeit. Wege, auf denen Schnee oder Eis liegt, verlangen wesentlich mehr Aufmerksamkeit und Trittsicherheit.

    Tipps für den „richtigen“ Weg

    Aufgrund der unterschiedlichen Schwierigkeitsbewertungen von Wanderwegen und der unglaublichen Füllen an Beschreibungen, zum Teil mit fragwürdigen Informationsgehalt, ist es alles andere als leicht, die richtige Tour für einen selbst zu finden. Damit du für dich die richtige Tour findest, können wir dir folgende Tipps mit auf den Weg geben:

    • Informiere dich über das Beschilderungs- und Schwierigkeitsbewertungssystem der jeweiligen Region.

    • Lies Tourenbeschreibungen genau – oftmals findet man im Text hilfreiche Hinweise zu schwierigen Stellen. Vergleiche unterschiedliche Beschreibungen zu ein und der selben Tour.

    • Frag Personen vor Ort, die sich gut auskennen und vertrauenswürdig sind.

    • Schließe dich einer geführten Tour an oder buche einen Bergführer.

    Eine Bergtour ist dann besonders schön, wenn das Wetter passt, sich niemand überfordert fühlt und alle wieder gut im Tal ankommen.
    Foto: Christina Schwann, ökoalpin
    Eine Bergtour ist dann besonders schön, wenn das Wetter passt, sich niemand überfordert fühlt und alle wieder gut im Tal ankommen.

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