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1 Saison - 10 Regionen

(7) Berchtesgadener Alpen: Von Klassikern und Königen

• 29. März 2018
2 Min. Lesezeit
von Christina Geyer

Anspruchsvolle Touren und eine spektakuläre Kulisse: In den Berchtesgadener Alpen dominieren die Klassiker. Und der große Eindruck von Erhabenheit, den sie hinterlassen. Teil 7 des Skitouren-Tagebuchs: Aus dem Reich des Watzmanns.

Watzmann im Berchtesgadener Land
Foto: Lisa Mattanovich
Der König im Berchtesgadener Land: Blick auf den Watzmann
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„Ihr seid’s von der falschen Seite kimmen“, klärt uns Hansi Stöckl gleich in breitem Bayerisch auf. Er spricht vom Watzmann, dem König im Berchtesgadener Land. Spektakulär sieht der König von Bischofswiesen kommend aus, „wie ein Haifischzahn“, sagt Hansi. Der Watzmann hat eben Profil – und Charakter. Er prägt das Berchtesgadener Land wie kein anderer Berg. Er ist eine Ikone, ein Wahrzeichen, ein Klassiker.

Hautenge Rennanzüge und Spaghetti-Skier

Wie übrigens fast alle Tourenziele hier. Geheimtipps wird man rund um Berchtesgaden nicht finden, dafür die ganz großen Klassiker: Watzmann-Massiv, Hoher Göll, Große Reibn. Und zugleich: Eine fast schon unverschämte Dichte an sportlichen, outdoor-affinen Menschen. Hansi nennt sie „Spaghetti-Tourengeher“, weil ihre Skier lang, dünn und leicht sind – wie Spaghetti eben. Wir sind im Aufstieg aufs Hohe Brett (2.338 m), als uns die ersten Skitourengeher dieses Schlags überholen. Hautenge Rennanzüge, Zahnstocher-Skier, dicke Uhren zum Messen der Zeit.

Impressionen von der Skitour aufs Hohe Brett (2.338 m) in den Berchtesgadener Alpen

„Berchtesgaden ist schon so etwas wie die Wiege des Skitourengehens“, erklärt Hansi. Und er muss es wissen: Der 36-jährige Berchtesgadener arbeitet seit zehn Jahren als Bergführer, steht der Bergschule Alpine Welten vor und ist ehemaliger Biathlet. Der Wettkampfsport ist in der Region entstanden, Dynafit-Bindungen waren hier bereits im Einsatz, als man damit noch ein Exot am Berg galt. Nach der Arbeit rennt man als Berchtesgadener noch schnell auf den Hohen Göll – als Ausgleich sozusagen. Dass es sich hierbei um eine ausgewachsene Tagesskitour handelt, ist nebensächlich.

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Fit muss man sein

Und diese Passion wird weitergegeben. Sie geht auf die nächsten Generationen über. „Die besten Skitourengeher san aus Berchtesgaden“, ist Hansi überzeugt. Fit muss man jedenfalls sein, wenn man im Berchtesgadener Land unterwegs ist. Die Gipfel will man sich erst verdienen: Lange Zustiege sind die Regel. Unter 1.300 Höhenmetern geht hier in der Regel gar nichts. Es dauert, bis man die Baumgrenze erreicht. Berchtesgaden ist anspruchsvoll: „Zwischen 1.300 und 1.800 Höhenmeter solltest scho’ unterwegs sein können“, weiß Hansi.

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Knapp 1.500 Höhenmeter wollen auch im Anstieg aufs 3. Watzmannkind überwunden werden. Zunächst noch lieblich auf einer Forststraße verlaufend, steilt die Tour spätestens an der sogenannten Benzinkurve auf und präsentiert sich dann urplötzlich in erstaunlich alpiner Gewandung. Hat man erst einmal das Watzmannkar erreicht, findet man sich überhaupt in einer anderen Welt wieder.

Im Skitourenolymp

Eingekesselt vom felsigen Massiv windet sich eine Schneespur bis nach hinten zum 3. Watzmannkind. Es fühlt sich ein wenig so an, als wäre man im Skitourenolymp angelangt. Als hätte man die letzte Leiterstufe in eine andere Wirklichkeit genommen und das Tal unwiederbringlich hinter sich gelassen. Hier oben diktieren Fels und Schnee den Rhythmus.

Impressionen von der Skitour aufs 3. Watzmannkind in den Berchtesgadener Alpen

„Du wirst keinen unverspurten Hang finden, so ehrlich muss man sein“, relativiert Hansi. Kein Wunder. Die Wiege des Skitourengehens bringt verlässlich Nachkommen hervor. Es ist genug los. Wegen der „First Line“ braucht man nicht nach Berchtesgaden zu kommen. Aber das trübt das Erlebnis nicht. Die Touren sind eindrucksvoll und fordernd, die Kulisse schlicht spektakulär.

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„Einfach sau-sche“

Was machen da schon einige Spuren im Hang? Umringt von Bergen und ohne offensichtlichen Ausgang findet man hier einen ganz eigenen Spirit vor. Es ist nicht die einsame Bergwelt, die hier lockt, sondern der große Eindruck von Erhabenheit, den Klassiker hinterlassen. „Vollgas-Boom“, sagt Hansi – und Berchtesgaden ist mittendrin. Und dann sagt er noch etwas, das wir blind unterschreiben würden: „Es is’ einfach sau-sche hier“.

Die Touren im Detail:

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