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Reportage

Salmhütte am Großglockner: Der Zubau ist vollendet

• 2. Juli 2018
3 Min. Lesezeit
von Christina Schwann

Trotz der Wetterkapriolen im vergangenen Sommer ist es 2017 gelungen, den Zubau zur Salmhütte am Großglockner aufzustellen. Dann deckte der früh gefallene Schnee die Baustelle zu und die Arbeiten ruhten bis in den Juni 2018. Im letzten Monat wurde dann allerdings noch einmal Vollgas gegeben. Christina Schwann berichtet vom letzten Akt des Umbaus – der Einweihungsfeier der erneuerten Salmhütte auf 2.644 m.

Die Salmhütte mit dem Großglockner im Hintergrund.
Foto: Christina Schwann
Die Salmhütte mit dem Großglockner im Hintergrund.
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Der Anstieg auf den Großglockner von Nordosten über die Pasterze wird aufgrund von vermehrtem Steinschlag im Sommer immer gefährlicher. Das ist ein Grund, warum die Salmhütte wieder zunehmend an Bedeutung gewinnt – darüber sind sich die Bergführer aus Heiligenblut und Kals einig. Vor fast 120 Jahren war die Bedeutung des Stützpunktes allerdings unbestritten: Um 1799 wurde die Salmhütte – aber eben nicht die heutige, sondern jene erste Hütte am Rande des damaligen Gletschers, der bis weit hinunter ins Leiterkar reichte – errichtet, um das Wagnis einer Erstbesteigung des Großglockners in Angriff zu nehmen. Die Route der Erstbegeher führte unterhalb des Schwertecks und damit an der zweiten – oder dritten – „das ist Auslegungssache“, wie Michael Guggenberger, Archivar des Österreichischen Alpenvereins, meint – vorbei. Seit 30. Juni 2018 befindet sich hier eine Informationstafel zur wechselvollen Geschichte der Salmhütte mit ihren unterschiedlichen Standorten.

Michael Guggenberger, Archivar des Österreichischen Alpenvereins, erläutert die Geschichte der Salmhütte vor der alten Hütten, die in den Felsen des Schwertecks gesprengt wurde.
Foto: Christina Schwann, ökoalpin
Michael Guggenberger, Archivar des Österreichischen Alpenvereins, erläutert die Geschichte der Salmhütte vor der alten Hütten, die in den Felsen des Schwertecks gesprengt wurde.

Ökologisches Vorzeigeprojekt

Hüttenwirtin Helga Pratl und ihr Team haben in den vergangenen Jahren schier Unglaubliches geleistet: In der kleinen, rund 12 umfassenden, Küche haben sie gekocht, gebacken und abgewaschen. Geschlafen hat das Team in winzigen Räumen im Kellerbereich. Endlich eine ordentliche Küche, helle Unterkünfte und anständig Sanitäranlagen – kein Hüttenteam hat sich das mehr verdient als jenes der Salmhütte.

Die neue Küche auf der Salmhütte.
Foto: dreiplus
Die neue Küche auf der Salmhütte.

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Die Sektion Wien darf sich nun nicht nur über sehr zufriedene Hüttenwirtsleute freuen, sondern hat gemeinsam mit dem Architekturbüro dreiplus auch ein ökologisches Vorzeigeprojekt geschaffen. Gerhard Steger, Chef der zuständigen Baufirma, fasst es kurz und pragmatisch zusammen: „Hier steht kein Sondermüll. Dank Punktfundamenten konnte der Beton auf ein Minimum reduziert werden, der Rest ist Holz und ein wenig Metall. Die Wände sind 14 cm dick, das Dach 20 cm, die Schindeln sind aus gehackter Lärche. Dämmung braucht es keine, die Hütte läuft ja nur im Sommerbetrieb.“

Jene, die die Hütte mit ihren Teams gebaut haben: v.l. Heimo Modre, Firma Solare Energie, Thomas Heil, Architekt dreiplus, Gerhard Steger, Baufirma und Stephan Hoinkes, Architekt dreiplus.
Foto: Christina Schwann, ökoalpin
Jene, die die Hütte mit ihren Teams gebaut haben: v.l. Heimo Modre, Firma Solare Energie, Thomas Heil, Architekt dreiplus, Gerhard Steger, Baufirma und Stephan Hoinkes, Architekt dreiplus.

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Unterstützung aus dem Norden

Für die kleine Sektion Wien ist ein Zubau dieser Größenordnung eine große finanzielle Herausforderung. Natürlich bekommt die Sektion Hilfe über den Hauptverein, aber hervorzuheben sei dennoch „die solidarische Spende in Höhe von EUR 40.000,- der Sektion Britannia des Österreichischen Alpenvereins“, so Georg Unterberger vom Österreichischen Alpenverein, über dessen Tisch jährlich bis zu 200 Hüttenförderungen laufen.

Michael Prowse von der Sektion Britannia schmunzelt und meint dazu: „The old Salmhütte was nice, the new part is great. Thogether they are wonderful!". Zu Ehren der Spender wurde die neue Terrasse mit Glocknerblick „Britannia Terrasse“ getauft.

Eine Tafel auf der neuen Terrasse erinnert an die großzügige Spende der Sektion Britannia.
Foto: Christina Schwann, ökoalpin
Eine Tafel auf der neuen Terrasse erinnert an die großzügige Spende der Sektion Britannia.

Ein Ort des Rückzugs

„Dass ein Hüttenprojekt so reibungslos wie dieses abläuft, ist jedenfalls die Ausnahme“, so Georg Unterberger. Immerhin mussten die Genehmigungen – bautechnisch, umweltrechtlich, etc. – in zwei Bundesländern eingeholt werden: einerseits in Kärnten, andererseits in Osttirol. Hier musste Bürgermeisterin Erika Rogl aus Kals extra gelobt werden, denn „sie verzichtete auf ihr Einspruchsrecht gegen Hubschrauberflüge, noch bevor jene vom Land bestätigt wurden. So etwas hat es noch nie gegeben", ist sich der Vorsitzende der Sektion Wien, Walter Hauer, sicher.

Dennoch bescherte die Hüttenerneuerung Hüttenwart Michael Merstallinger, der alles organisierte und zusammenhielt – und das komplett ehrenamtlich neben seinem Brotberuf, zahlreiche schlaflose Nächte. Umso größer war nun die Freude über den gelungenen Zubau und den reibungslosen Ablauf, der schlicht auf die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten zurückzuführen war. „Es hat menschlich einfach gepasst", so Thomas Heil, Architekturbüro dreiplus. Dazu käme der außergewöhnliche Standort der Hütte, die nur in einem dreistündigen Fußmarsch zu erreichen ist. „Die Adlersruhe ist der einzige Lichtpunkt, den man in der Nacht sieht, Handyempfang gibt es nur sehr eingeschränkt. Für mich wird die Salmhütte immer ein Ort des Rückzugs von der Arbeit und dem Alltag sein."

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Alle sind gekommen: unter ihnen (v.l.) der Vorsitzende der Sektion Wien, Walter Hauer, Bergführer Suntinger von Heiligenblut, Georg Unterberger, ÖAV-Hauptverein, der Hüttenwart der Sektion, Michael Merstallinger, die Architekten Thomas Heil und Stephan Hoinkes, Hüttenwirtin Helga Pratl, der Pfarrer, der Bürgermeister von Heiligenblut sowie die Baufirma mit Chef Gerhard Steger.
Foto: Christina Schwann, ökoalpin
Alle sind gekommen: unter ihnen (v.l.) der Vorsitzende der Sektion Wien, Walter Hauer, Bergführer Suntinger von Heiligenblut, Georg Unterberger, ÖAV-Hauptverein, der Hüttenwart der Sektion, Michael Merstallinger, die Architekten Thomas Heil und Stephan Hoinkes, Hüttenwirtin Helga Partl, der Pfarrer, der Bürgermeister von Heiligenblut sowie die Baufirma mit Chef Gerhard Steger.

Fortsetzung für ein eingespieltes Team

Das selbe Team an Architekten, Baufirma und Solartechnik ist auch schon wieder am Berg im Einsatz – und zwar am Dachstein. Hier wird der Ersatzbau der alten Seethalerhütte in die Tat umgesetzt. Wieder eine Baustelle in luftiger Höhe mit imposantem Panorama. Wir berichteten schon letztes Jahr vom Spatenstich der neuen Hütte und werden euch auch über dieses Hüttenprojekt weiter auf dem Laufenden halten.

Eine offizielle Segnung durfte natürlich nicht fehlen.

Die Salmhütte im Detail

Die Salmhütte (2.644 m), an der Südostseite des Großglockners liegend, steht bei Großglockner-Besteigungen von Kals aus im Schatten der Stüdlhütte. Obwohl die Hütte, die im oberen Leitertal am Hasenpalfen liegt, die Geschichte der Erstbesteigung des Glockners in sich trägt. 1799 wurde die erste Hütte, eine einfache Holzhütte, im Leiterkar direkt unterhalb des Großglockners errichtet. Sie gilt damit als eine der ersten alpinen Schutzhütten der Ostalpen. Später wurde die Holzhütte am selben Standort durch eine Steinhütte ersetzt, die zweite Salmhütte. Aufgrund des vorrückenden Gletschers wurde aber schließlich ein neuer Standort gesucht. Man wählte die Felswand des Schwertecks, in die die dritte Salmhütte gesprengt wurde. Schnell stellte sich allerdings heraus, dass der Felsen ständig nass war und die Bedingungen in der Hütte unerträglich waren. Das alles und wie es schließlich zum Bau der vierten Salmhütte am Hasenpalfen kam, erläutert eine Tafel an den alten Wänden der Hütte in der Felswand, rund 100 Hm oberhalb der heutigen Salmhütte.Die Salmhütte ist Ausgangspunkt - und eine sehr gute Alternative zur Stüdlhütte - für Touren auf den höchsten Berg Österreichs. Sie ist aber auch Station auf dem Wiener Höhenweg und der Glocknerrunde. 2017 erhielt die Hütte einen Zubau und damit auch eine neue Terrasse, von der aus man direkt auf den Großglockner sieht. Sie zieht Hochtourengeher, Kletterer, Skitourengeher und Wanderer gleichermaßen an. Mitten in hochalpinen Matten gelegen, birgt die Umgebung der Hütte geologische und botanische Schätze - vor allem findet man zahlreiche Edelweiss. Das Schwerteck, der Hausberg der Hütte, gilt als geologisches Einzelstück.
Geöffnet
Jun - Sep
Verpflegung
Bewirtschaftet

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