Salmhütte am Großglockner: Der Zubau ist vollendet
Trotz der Wetterkapriolen im vergangenen Sommer ist es 2017 gelungen, den Zubau zur Salmhütte am Großglockner aufzustellen. Dann deckte der früh gefallene Schnee die Baustelle zu und die Arbeiten ruhten bis in den Juni 2018. Im letzten Monat wurde dann allerdings noch einmal Vollgas gegeben. Christina Schwann berichtet vom letzten Akt des Umbaus – der Einweihungsfeier der erneuerten Salmhütte auf 2.644 m.
Der Anstieg auf den Großglockner von Nordosten über die Pasterze wird aufgrund von vermehrtem Steinschlag im Sommer immer gefährlicher. Das ist ein Grund, warum die Salmhütte wieder zunehmend an Bedeutung gewinnt – darüber sind sich die Bergführer aus Heiligenblut und Kals einig. Vor fast 120 Jahren war die Bedeutung des Stützpunktes allerdings unbestritten: Um 1799 wurde die Salmhütte – aber eben nicht die heutige, sondern jene erste Hütte am Rande des damaligen Gletschers, der bis weit hinunter ins Leiterkar reichte – errichtet, um das Wagnis einer Erstbesteigung des Großglockners in Angriff zu nehmen. Die Route der Erstbegeher führte unterhalb des Schwertecks und damit an der zweiten – oder dritten – „das ist Auslegungssache“, wie Michael Guggenberger, Archivar des Österreichischen Alpenvereins, meint – vorbei. Seit 30. Juni 2018 befindet sich hier eine Informationstafel zur wechselvollen Geschichte der Salmhütte mit ihren unterschiedlichen Standorten.
Ökologisches Vorzeigeprojekt
Hüttenwirtin Helga Pratl und ihr Team haben in den vergangenen Jahren schier Unglaubliches geleistet: In der kleinen, rund 12 m² umfassenden, Küche haben sie gekocht, gebacken und abgewaschen. Geschlafen hat das Team in winzigen Räumen im Kellerbereich. Endlich eine ordentliche Küche, helle Unterkünfte und anständig Sanitäranlagen – kein Hüttenteam hat sich das mehr verdient als jenes der Salmhütte.
Die Sektion Wien darf sich nun nicht nur über sehr zufriedene Hüttenwirtsleute freuen, sondern hat gemeinsam mit dem Architekturbüro dreiplus auch ein ökologisches Vorzeigeprojekt geschaffen. Gerhard Steger, Chef der zuständigen Baufirma, fasst es kurz und pragmatisch zusammen: „Hier steht kein Sondermüll. Dank Punktfundamenten konnte der Beton auf ein Minimum reduziert werden, der Rest ist Holz und ein wenig Metall. Die Wände sind 14 cm dick, das Dach 20 cm, die Schindeln sind aus gehackter Lärche. Dämmung braucht es keine, die Hütte läuft ja nur im Sommerbetrieb.“
Unterstützung aus dem Norden
Für die kleine Sektion Wien ist ein Zubau dieser Größenordnung eine große finanzielle Herausforderung. Natürlich bekommt die Sektion Hilfe über den Hauptverein, aber hervorzuheben sei dennoch „die solidarische Spende in Höhe von EUR 40.000,- der Sektion Britannia des Österreichischen Alpenvereins“, so Georg Unterberger vom Österreichischen Alpenverein, über dessen Tisch jährlich bis zu 200 Hüttenförderungen laufen.
Michael Prowse von der Sektion Britannia schmunzelt und meint dazu: „The old Salmhütte was nice, the new part is great. Thogether they are wonderful!". Zu Ehren der Spender wurde die neue Terrasse mit Glocknerblick „Britannia Terrasse“ getauft.
Ein Ort des Rückzugs
„Dass ein Hüttenprojekt so reibungslos wie dieses abläuft, ist jedenfalls die Ausnahme“, so Georg Unterberger. Immerhin mussten die Genehmigungen – bautechnisch, umweltrechtlich, etc. – in zwei Bundesländern eingeholt werden: einerseits in Kärnten, andererseits in Osttirol. Hier musste Bürgermeisterin Erika Rogl aus Kals extra gelobt werden, denn „sie verzichtete auf ihr Einspruchsrecht gegen Hubschrauberflüge, noch bevor jene vom Land bestätigt wurden. So etwas hat es noch nie gegeben", ist sich der Vorsitzende der Sektion Wien, Walter Hauer, sicher.
Dennoch bescherte die Hüttenerneuerung Hüttenwart Michael Merstallinger, der alles organisierte und zusammenhielt – und das komplett ehrenamtlich neben seinem Brotberuf, zahlreiche schlaflose Nächte. Umso größer war nun die Freude über den gelungenen Zubau und den reibungslosen Ablauf, der schlicht auf die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten zurückzuführen war. „Es hat menschlich einfach gepasst", so Thomas Heil, Architekturbüro dreiplus. Dazu käme der außergewöhnliche Standort der Hütte, die nur in einem dreistündigen Fußmarsch zu erreichen ist. „Die Adlersruhe ist der einzige Lichtpunkt, den man in der Nacht sieht, Handyempfang gibt es nur sehr eingeschränkt. Für mich wird die Salmhütte immer ein Ort des Rückzugs von der Arbeit und dem Alltag sein."
Fortsetzung für ein eingespieltes Team
Das selbe Team an Architekten, Baufirma und Solartechnik ist auch schon wieder am Berg im Einsatz – und zwar am Dachstein. Hier wird der Ersatzbau der alten Seethalerhütte in die Tat umgesetzt. Wieder eine Baustelle in luftiger Höhe mit imposantem Panorama. Wir berichteten schon letztes Jahr vom Spatenstich der neuen Hütte und werden euch auch über dieses Hüttenprojekt weiter auf dem Laufenden halten.