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Teil 2: Zubau für die Salmhütte am Großglockner

Aktuelles

4 Min.

26.07.2017

Foto: dreiplus Architekten

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von Christina Schwann

Anfang Juli besuchte Christina Schwann zum Baustart die geschichtsträchtige Salmhütte auf 2.644 m am Großglockner in Kärnten. Jetzt war sie wieder vor Ort und berichtet von den aktuellen Fortschritten des Zubaus.

Die Salmhütte der Sektion Wien des Österreichischen Alpenvereins zeichnet sich nicht nur durch ihre außergewöhnliche Geschichte und ihre gut erhaltene Bausubstanz aus, sondern auch durch ihre schöne Lage am Fuße des Großglockners (3.798 m) am so genannten Hasenpalfen in der Kernzone des Nationalparks Hohe Tauern in Kärnten. Für die Realisierung des Zubaus verwandelte sich das Rundherum der Schutzhütte temporär in eine Baustelle auf 2.664 m. Naturgemäß ist so ein Unterfangen im Hochgebirge nicht so einfach zu bewerkstelligen wie im Tal. Material, Geräte und die als Module vorgefertigten Teile müssen per Hubschrauber zur Hütte gebracht werden.

Die naturschutzrechtliche Bewilligung samt wildbiologischem Gutachten wurde in diesem Fall besonders genau geprüft, befindet man sich schließlich in der Kernzone des Nationalparks Hohe Tauern und in einem Natura 2000-Gebiet. Allen Beteiligten geht es darum, die Störungen möglichst gering zu halten und den Zubau so rasch wie möglich zu realisieren, damit im Herbst der Großteil der Arbeiten – insbesondere die Hubschrauberflüge – abgeschlossen ist. Denn dann brauchen sowohl Schalenwild als auch Raufußhühner aufgrund des anbrechenden Winters und der erschwerten Futtersuche viel Ruhe.

Diesem Ziel ist man in der Woche vom 17. bis 21. Juli 2017 ein großes Stück nähergekommen. Allerdings nicht ganz ohne Pannen: Zuerst verspätete sich der Hubschrauber, dann spielte das Wetter nicht mit, schließlich erschwerte starker Wind die Präzisionsarbeit beim Einpassen der Module. Es hätte nicht spannender ablaufen können. Die Bauarbeiter leisteten in Zusammenarbeit mit Flugbegleiter und Pilot Spitzenarbeit: Der Pilot hob die über 1.200 Kilo schweren Seitenwände mit dem Hubschrauber an und manövrierte sie trotz „Downwash“ (Abwind) zentimetergenau auf die Bodenplatte, wo sie sofort von den Bauarbeitern am Boden verschraubt wurden.

Sensationell – bedenkt man, dass die Rückwand des Zubaus gerade einmal 20 cm von der Außenwand der bestehenden Hütte entfernt ist! Da vergisst man beim Zusehen aufs Atmen – ehrlich. Architekten, Bauleiter, Hüttenwart und Hüttenwirtin konnten Samstag-Mittag aufatmen: alle Außenwände stehen, die Giebelelemente sind montiert, das Dach ist drauf. Hüttenwirtin Helga Pratl hat heuer sicherlich nicht die leichteste Saison zu bewältigen, aber sie betont, dass die Bauarbeiter – Wind und Wetter zum Trotz – jeden Tag ganze Arbeit leisten.

Tages- wie Übernachtungsgäste würden die Baustelle zudem überwiegend positiv aufnehmen: „Die Leute freuen sich, dass die Hütte einen Zubau bekommt, dadurch ein Trockenraum und mehr Platz in der Stube entsteht. Außerdem merken alle an, wie gut sie es finden, dass die alte Hütte in ihrem Bestand zur Gänze erhalten bleibt“, so Helga. Und Michael Merstallinger von der Sektion Wien fügt noch hinzu: „Ich glaube, die Leute zeigen gerade für den Holzbau mehr Sympathie als sie das vielleicht für eine andere Art der Bauweise tun würden.“ Das ist nachvollziehbar, denn Holz riecht extrem gut, überall liegen Sägespäne – wie in einer Tischlerwerkstatt.

Und dann ist Helga auch schon wieder weg – verschwindet in der kleinen Küche, backt Brot und Bananenschnitten und bereitet gemeinsam mit ihren Mitarbeitern (zu dritt in der 12 m2 großen Küche) das Abendessen zu: Schweinsbraten mit Knödeln. „Die Jungs müssen schon ein wenig bei guter Laune gehalten werden – die brauchen was Anständiges zu essen“, betont Helga. Außerdem hat sie noch eine ganze Reihe von Nächtigungsgästen zu verköstigen, die entweder auf der Glocknerrunde unterwegs sind oder sich für die Besteigung des Großglockners selbst bereitmachen. Ob der enge Zeitplan – bis Ende September soll die Küche in den Zubau übersiedeln – eingehalten werden kann, bleibt abzuwarten. Wir berichten weiter.


Zu Hüttenwirtin Helga Pratl

Helga Pratl ist Hüttenwirtin mit Leib und Seele – und das schon seit 25 Jahren! Seit 12 Jahren ist sie auf der Salmhütte, davor war sie bereits auf drei anderen Hütten im Einsatz. Warum ihr gerade die Salmhütte so sehr ans Herz gewachsen ist? „Diese Hütte ist eine klassische Schutzhütte und wird das auch immer bleiben. Es gibt weder eine Zufahrt noch eine Seilbahn. Nicht einmal eine Materialseilbahn. Zusammen mit der Geschichte der Hütte und dem wunderbaren Standort macht das für mich ihren ganz besonderen Reiz aus.“ Aber auch die Gäste würden die Einfachheit der Hütte schätzen. Es gibt – wenn überhaupt – nur schlechten Handyempfang und Internet schon gar nicht. In der Stube muss man zusammenrücken und kommt ins Gespräch. Trotz (oder gerade wegen) ihrer Einfachheit trägt die Hütte das Umweltgütesiegel des Alpenvereins und das Österreichische Umweltzeichen.

Besonders wichtig: Nachbarschaftspflege. Man kennt sich, soweit liegen die Hütten hier nicht auseinander, und man hilft sich – vor allem im Frühling, wenn es wieder einmal darum geht, die Wasserleitungen eisfrei zu bekommen. Ein Besuch auf der in Sichtweite stehenden Adlersruhe auf 3.454 m gehört für Helga ebenso dazu: „Wenn ich um 5 Uhr morgens starte, bin ich um 10 Uhr wieder da.“ Helga ist aber auch ein Multikommunikationstalent: Sie brachte sich maßgeblich in die Planung des Zubaus ein, dazwischen plaudert sie mit Gästen und Bergführern. Eine größere, modernere Küche, mehr Lagermöglichkeiten und vor allem eine adäquate Pächterunterkunft haben sie und ihre Mitarbeiter sich redlich verdient.


Die Salmhütte im Detail

Salmhütte
Österreich, Heiligenblut

Salmhütte

HütteBewirtschaftet

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