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So trainierst du fürs Sportklettern

Ausrüstung & Technik5 Min.14.08.2025

Foto: Christian Riefenberg

von Claudia Timm

Du möchtest mit dem Klettern anfangen, weißt aber nicht so recht wie? Mit diesen sieben Tipps legst du eine gute Basis. Schritt für Schritt lernst du, worauf es wirklich ankommt und schulst Klettertechnik, Kraft und Psyche.

1. Einstieg mit System

Wer klettern lernen will, startet am besten in der Halle: Buche einen Einsteigerkurs, lerne die wichtigsten Sicherungstechniken und finde einen zuverlässigen Kletterpartner.

Beim Klettern gilt: Erst Toprope, dann Vorstieg und später Fels – so tastest du dich langsam und sicher ans Sportklettern heran.

Tipp: Beim Bouldern bekommst du schnell ein Gespür für Bewegungen und Griffarten. Du brauchst wenig Ausrüstung, keinen Partner und kannst in Absprunghöhe trainieren.


2. Technik ist Trumpf

Eine gute Klettertechnik ist der Schlüssel zu flüssigem, kraftsparendem Klettern – ganz unabhängig vom Schwierigkeitsgrad. Statt nur auf Kraft zu setzen, solltest du lernen, dich effizient und kontrolliert zu bewegen. Diese fünf Aspekte sind dabei besonders wichtig

a) Saubere Fußarbeit

Viele Anfänger vernachlässigen ihre Füße – dabei können und sollten sie einen großen Teil der Kraft aufbringen, um dich an der Wand zu halten. Schau dir die Tritte ganz genau an und platziere deine Füße achtsam und präzise. Senke die Ferse ab, wenn du auf große Volumes und Reibungstritte steigst. Kleine Tritte werden mit der Schuhspitze angestiegen, sodass der Fuß darum rotieren kann.

Übung: Lautloses Ansteigen trainiert neben der Klettertechnik auch Körperspannung und Konzentration.

b) Klettern mit dem Körperschwerpunkt

Halte deinen Körperschwerpunkt möglichst nah an der Wand und arbeite mit deinem Gleichgewicht. Wer "im Lot" klettert, also das Gewicht direkt über einem Tritt oder mittig über den Füßen hält, spart Energie und vermeidet unnötige Haltearbeit mit den Armen.

Übung: Klettere eine Route mit nur einem Arm – das schult auch Koordination und Dynamik.

c) Am langen Arm klettern

Strecke deine Arme, wo es möglich ist, statt sie dauerhaft anzuwinkeln. Ein häufiger Anfängerfehler ist es, sich über die Arme hochzuziehen. Deine Hände sollen dich nur an der Wand stabilisieren, die eigentliche Bewegung sollte aus den Beinen und der Hüfte kommen.

Übung: Traversiere eine Wand am langen Arm. Senkte dazu den Oberkörper ab und winkle die Beine an.

d) Zugrichtung der Griffe beachten

Jeder Griff hat eine optimale Zugrichtung. Wenn du Körper und Füße entsprechend positionierst, halten die Griffe besser – und du musst weniger Kraft aufwenden. Ein weiterer wichtiger Faktor ist das weiche Greifen. Häufig neigt man dazu, stärker zuzugreifen, als es eigentlich notwendig ist. Achte bewusst darauf, mit möglichst wenig Kraftaufwand zu greifen.

Übung: Versuche unterschiedliche Griffarten mit minimalem Aufwand zu halten – bis du aus der Wand fällst.

e) Vorausschauendes Klettern

Betrachte die Route vor dem Einstieg. Überlege, wo gute Tritte und Ruhepunkte sind und wie du bestimmte Bewegungen löst. Wer vorausschauend klettert, kann flüssiger und rhythmischer klettern – das spart Kraft und Nerven.

Übung: Suche dir eine leichte Route und versuch sie komplett von unten zu lesen.


3. Köpfchen statt Kraft

„Das Gehirn ist der wichtigste Muskel beim Klettern“ – dieses Zitat von Kletterlegende Wolfgang Güllich bringt es auf den Punkt. Trotzdem wird der mentale Aspekt beim Klettern oft unterschätzt. Dein Kopf entscheidet mit, wie du kletterst – und ob du dein volles Potenzial abrufen kannst. Ängste, Selbstzweifel oder sozialer Druck können dich blockieren, während Fokus, Motivation, Neugier und ein positiver innerer Dialog deine Leistung spürbar steigern. Mentales Training – etwa durch Atemtechniken, Visualisierung oder kleine Rituale – hilft dir, gelassener und konzentrierter an die Wand zu gehen.

Tipp: Trainiere gemeinsam mit Menschen, die dich anspornen und mit Energie und Motivation versorgen – und am besten mit jemand der ein bisschen besser ist als du.


4. Ängste überwinden

Sturzangst gehört zum Klettern dazu – vor allem im Vorstieg. Damit sie dich nicht ausbremst, kannst du gezielt dagegen trainieren: Ein Sturztraining hilft dir, Vertrauen in Seil und Sicherungspartner zu entwickeln. Mehr Vertrauen bedeutet mehr Bewegungsfreiheit – und mehr Spaß am Klettern.

So gehst du vor:

•   Suche dir einen erfahrenen Sicherer, der weich sichern kann.

•   Wähle eine Route, in der du dich wohlfühlst – idealerweise im Überhang, damit du frei ins Seil fällst.

•   Starte mit kleinen Stürzen im Toprope und steigere dich langsam zu Vorstiegsstürzen oberhalb der sechsten Sicherung: unter der letzten geklippten Exe, auf Hüfthöhe und schließlich darüber.

•   Fällt dir das Loslassen schwer, berühre stattdessen kurz den nächsten Griff – das lenkt die Aufmerksamkeit vom Sturz weg auf die Bewegung.

•   Greife beim Sturz nicht ins Seil und lande kontrolliert mit leicht gebeugten Beinen.

Tipp: Regelmäßiges Sturztraining macht dich sicherer – mental und technisch.


5. Krafttraining ja oder nein?

Kletteranfänger lernen am besten durchs Klettern selbst. Wer regelmäßig an die Wand geht, verbessert Technik, Koordination und Körperspannung ganz automatisch. Spezifisches Krafttraining – etwa am Griffbrett – ist am Anfang wenig sinnvoll. Sehnen, Bänder und Gelenke brauchen gewisse Zeit, um sich an die neue Belastung zu gewöhnen. Zu intensives Training kann schnell zu Überlastungen oder Verletzungen führen. Was dagegen sinnvoll ist: ein gezieltes Trainieren von Rumpf, Schultern und Rücken.


6. Verletzungen vermeiden

Sportklettern kann dich ein Leben lang begleiten – vorausgesetzt, du schützt deinen Körper und trainierst mit Köpfchen. Mit diesen Tipps bleibst du gesund und vermeidest typische Überlastungen:

  • Aufwärmen ist Pflicht: Vor dem Klettern solltest du besonders Finger, Arme und Schultern gezielt mobilisieren. Starte mit leichten Dehn- und Aktivierungsübungen und beginne dein Training mit einfachen Routen zum Aufwärmen.

  • Achte auf belastende Bewegungen: Moves wie Dynamos oder Aufsteller sehen cool aus, sind aber sehr belastend für Sehnen und Gelenke. Führe sie nur aus, wenn du die nötige Körperspannung hast – und dosiere sie im Training.

  • Höre auf, bevor du völlig platt bist: Wenn dir die Kraft ausgeht, steigt die Verletzungsgefahr. Deine Muskeln können dann Griffe nicht mehr richtig halten – die Belastung geht direkt auf Gelenke, Bänder und Knorpel.

  • Gönn dir Pausen: Trainingsfreie Tage helfen deinem Körper bei der Regeneration. Wenn du Schmerzen hast, heißt es Pause machen statt durchziehen.

  • Finger weg von Griffbrett: Hangboard, Campusboard und ähnliche Tools sind nichts für Einsteiger. Sie erhöhen die Belastung auf Sehnen und Finger – ohne das nötige Fundament steigt das Verletzungsrisiko rapide.

  • Ausgleichstraining nicht vergessen: Starke Gegenspieler und Beweglichkeit sind entscheidend. Dehne regelmäßig und trainiere deine Schultern, Rumpf und Antagonisten gezielt – das schützt vor typischen Kletterbeschwerden an Fingern, Ellenbogen oder Schultern.


7. Übung macht den Meister

Am besten trainierst du das Klettern beim Klettern. Probiere regelmäßig neue Routen aus und arbeite gezielt an deinen Schwächen. Den größten Fortschritt machst du, wenn du dich forderst – ohne dich zu überfordern. Finde deinen Flow, hab Spaß an der Bewegung und verabrede dich mit Menschen, die genauso motiviert sind wie du. Denn wer mit Freude klettert, wird ganz automatisch besser.


Sportklettern lernen mit Bergwelten: Von der Halle an den Fels

Bergwelten-Redakteurin Judith Steinkellner möchte Sportklettern lernen. Dabei will sie jedoch nicht nur innerhalb der vier Wände einer Kletterhalle bleiben – ihr großes Ziel ist das Klettern am Fels. Sei hier und auf unserem Instagram-, TikTok- und Facebook-Kanal dabei und erfahre alles, was man über Technik, Sicherheit, Ausrüstung und Training fürs Sportklettern wissen muss.


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