Peter Knubel auf dem Elbrus (5.642 m)
Wer in den 1870er Jahren aufs Matterhorn wollte, kam an Peter Knubel nicht vorbei. Ruhm erlangte der bis ins hohe Alter kletternde Walliser Bergführer aus St. Niklaus auch durch die Erstbesteigung des höchsten Bergs Europas.

Als Peter Knubel am 26. Juli 1874 auf dem Westgipfel des Elbrus im Kaukasus stand, war er der erste Schweizer Bergführer, der außerhalb der Alpen einen Berg erstbestiegen hatte. Nicht irgendeinen, sondern mit 5.642 m gleich den höchsten des Kontinents.
Dieser herausragenden Leistung geht eine Bergführerlaufbahn voran, die überraschend spät in die Gänge kam. Erst mit 31 Jahren führte der 1832 geborene Spross einer Bergsteigerfamilie aus dem legendären Walliser Bergsteigerdorf St. Niklaus seine ersten Gäste auf die Gipfel. Stets dabei war sein bester Freund Josef Marie Lochmatter, mit dem ihm 1868 die Zweitbesteigung des Matterhorns über den Hörnligrat gelang. Tags davor hatten sie auch noch die Matterhornhütte auf 3.818 m vollendet. Seit der Tragödie bei der Erstbesteigung 1865, bei der beim Abstieg vier Bergsteiger in den Tod stürzten, wurde kein Aufstieg mehr über die Hörnligrat-Route gestartet. Knubel und Lochmatter gingen in Folge so oft auf das Matterhorn, dass sie bis 1880 quasi ein Monopol auf seine Besteigung hielten.
Beliebt auf Bergwelten
-
Tourentipps
5 Wanderungen im Allgäu
Julia Englhart ist im bayerischen Voralpenland aufgewachsen, hat die Liebe zu den Bergen aber erst entdeckt, als sie wegzog. Also kam sie zurück und bezwingt die Berge seitdem auf dem Mountainbike, am Fels, mit Bergschuhen oder mit dem Kinderwagen. Hier stellt sie fünf Lieblingstouren in den Bayerischen Alpen vor. -
-
„Erstklassiger Führer“
Auf den Elbrus begleitete ihn mit Frederick Gardiner ein anderer langjähriger Bergkamerad. Dem Engländer verdanken wir einige aufschlussreiche Notizen zum Wesen Knubels. In den 1870er Jahren kletterten sie unzählige Male zusammen. Nach einem 1871 erfolgten Aufstieg aufs Matterhorn notierte der Engländer: „Peter Knubel begleitete mich als Bergführer (…) und ich bestätige mit Freude seine Fähigkeiten als erstklassiger Führer“. Allein im Jahr 1876 unternahmen die beiden nicht weniger als 41 Expeditionen. Binnen acht Wochen bestiegen sie u.a. den Liskamm, die Dent Blanche, das Weisshorn und den Eiger. In bester Harmonie, wie es scheint. Selbst nach diesem Monster-Jahr schätzte Gardiner Knubels Dienste „so hoch wie eh und je“.
Klirrende Kälte, endlose Schneehänge
Zwei Jahre zuvor im Kaukasus, am 26. Juli 1874, machten sich Knubel und Gardiner zusammen mit zwei weiteren britischen Bergsteigern – Horace Walker und Florence Crauford Grove – um 1 Uhr Früh vom oberen Höhenlager auf zum Gipfel des Elbrus. Zunächst stiegen sie auf den Pass, der den Ost- vom Westgipfel trennt. Gardiner schrieb: „Während vielen Stunden stapften wir über endlos scheinende Schneehänge (…) bei klirrender Kälte, aber der Wind, obschon immer noch sehr stark, nahm nicht zu“. Um 8 Uhr erreichten sie den Pass, um 10 Uhr 40 standen sie am (höchsten) Westgipfel. Gardiners Eindruck: „(…) von unserem hohen Standort genossen wir eine perfekte Sicht. Der Elbrus liegt ein beachtliches Stück nördlich der Hauptkette, welche sich vor uns mit all ihren gewaltigen Anhängen mit scheinbar unzugänglichen Eiswänden und Felswänden erstreckte; im Osten war der Kasbek (5.079 m) sichtbar, im Westen das Schwarze Meer. Nach Norden hin ist der Gegensatz äusserst bemerkenswert; das Berggebiet wird abrupt von sanften Hügeln abgelöst, die unmerklich mit der weiten Steppe zu verschmelzen scheinen“. Um 16 Uhr traf die Seilschaft wieder am Ausgangspunkt ein.

-
Schweizer Pioniere
Peter Taugwalder auf dem Matterhorn (4.478 m)
Die 7er-Seilschaft der so legendären wie tragischen Matterhorn-Erstbesteigung von 1865 enthielt zwei Schweizer: Peter Taugwalder und seinen Sohn. Obwohl er nicht als erster am Gipfel stand, kam dem Zermatter Bergführer eine – undankbare – Schlüsselrolle zu. Die Geschichte einer Tragödie. -
Schweizer Pioniere
Melchior Anderegg auf der Parrotspitze (4.436 m)
Der Bauernsohn aus dem Haslital erhielt als erster das Schweizer Bergführerpatent und galt schon zu Lebzeiten als Legende. Zu seiner Klientel zählten besonders viele englische Bergsteiger – vier davon führte er 1863 erstmals auf den Gipfel der Parrotspitze in den Walliser Alpen. -
Gipfelstürmer
Kater Tomba auf dem Balmhorn (3.698 m)
Von wegen Stubentiger: Den 1988 geborenen Kater Tomba hielt es nicht lange im Berghotel Schwarenbach im Wallis, dessen Wirtsleuten er gehörte. Stattdessen begleitete er Bergsteiger auf die umliegenden Gipfel und wurde dadurch weltberühmt. Eine andere Samtpfote schaffte es 1950 erstmals auf das Matterhorn.
Knubel sollte mit dem Engländer A.W. Moore, einem russischen Offizier und weiteren Begleitern noch eine Zweitbesteigung angehen, doch ein Schlechtwettereinbruch zwang sie zur Umkehr. Die Kaukasus-Expedition ging somit nach insgesamt fünf Wochen zu Ende.
Führer bis ins hohe Alter
Noch mit 69 Jahren, im Jahr 1901, eröffnete Knubel mit drei Begleitern eine neue Aufstiegsvariante über den Dôme du Goûter auf den Mont Blanc. Und selbst 12 Jahre später strotzte der Walliser Haudegen vor Tatendrang. Der Englische Bergsteiger und spätere Präsident des Alpine Clubs J.P. Farrar schrieb über Knubel: „Als ich ihn 1913 traf, war sein Rücken noch so gerade wie der eines jungen Mannes (…). Er sagte zu Montagnier, er wäre bereit, eine Gruppe aufs Matterhorn zu führen, aber über die lange Route bis zur Hütte. Ich glaubte ihm das!“
Peter Knubel starb am 6. April 1919 im Alter von 86 Jahren in St. Niklaus, wo er auch geboren wurde. Sein Sohn Josef galt da schon längst als einer der besten Bergführer der Gegend. Knubel konnte auf ein Leben zurückblicken, dass viele Gipfel, aber auch viele Schatten kannte. Seine anderen Söhne (bis auf Rudolf) und eine Tochter starben bereits in jungen Jahren. Ebenso wie dessen Brüder – gleich drei von ihnen (Niklaus, Johannes und Peter Josef Knubel) ließen bei einer Katastrophe, die sich 1877 am Liskamm abspielte, ihr Leben.
Auch beliebt
-
Tourentipps
Die 25 schönsten Bergseen der Alpen
Kristallklar, tiefblau und saukalt: In einen Bergsee zu springen – oder zumindest die Füße vorsichtig reinzuhalten –, gehört zu den besten Momenten, die man am Berg erleben kann. Wir präsentieren euch die 25 schönsten Bergseen der Alpen – ausgewählt von euch, der Bergwelten-Community! -
Berg-Know-How
Höhenbergsteigen: Wie der Körper auf die dünne Luft reagiert
Höhenbergsteigen, die Königsdisziplin des Bergsteigens, treibt den Menschen an seine physischen (und psychischen) Grenzen. Ab 3.000 m wird die Luft dünn, auf über 8.000 m stehen dem Bergsteiger überhaupt nur noch 32 % des Sauerstoffgehalts auf Meereshöhe zur Verfügung. Was der Körper dazu sagt? Wir verraten es euch.Apropos Höhe: Wenn du dieses Jahr das erste Mal auf einem 3.000er stehen willst, empfehlen wir dir die Bergwelten-Bergschule. In dem Online-Kurs lernst du alles, was du für die erste Hochtour wissen muss. Hier gibt's alle Infos. -
Wanderparadies mit Traumbuchten
Wandern auf Sardinien – 9 abwechslungsreiche Touren
Sardinien, die Perle im Mittelmeer: „Ich habe noch nie solch klares, türkisfarbenes Wasser gesehen“, schwärmt Myriam von Puls der Freiheit. Sie erkundete die italienische Insel mit ihrem Mann Michael. Schwerpunkt ihrer Reise waren verschiedene Wandertouren im Osten und Süden. Wir haben sie um ihre Tipps gebeten.
Peter Knubel
Geboren: 1832 in St. Niklaus (Wallis)
Leben: Bergsteiger und Bergführer, Erstbesteiger des Elbrus sowie Dent Blanche, Schwarzhorn (Auswahl)
Elbrus
Höhe: 5.642 m (Westgipfel)
Erstbesteigung: 26. Juli 1874
Gebirge: Großer Kaukasus
Buch-Tipp
