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Kulinarische Zeitreise

Die Gampe Thaya Hütte

• 27. April 2015
3 Min. Lesezeit
von Werner Kräutler

Wer Sölden sagt, denkt an Skifahren, Jubel, Trubel, Heiterkeit. Ich nicht. Denn in Sölden liegt jene Alm, die für mich zu einer Art kulinarischer Zeitkapsel geworden ist: Die Gampe Thaya.

Man glaubt es kaum: Eine echte, urtümliche (weil originale) Alm, hoch in den Ötztaler Bergen bei Sölden. Aber weit weg von der lärmenden Söldener Partyzone. Für mich ist die Gampe Thaya ein außergewöhnlicher Ruhe- und Kraftplatz inmitten traumhaft schöner Berge.

Hier, auf 2.000 m Seehöhe, hält die Familie Prantl jene althergebrachten Traditionen hoch, die das Ötztal zu einem romantischen Sehnsuchtsziel gemacht haben. Und die ich immer noch - oder immer mehr - schätze. Auf den ersten Blick scheint es nämlich, als ob auf der Gampe Thaya die Zeit stehen geblieben wäre: konserviert in knorrigem verwitterten Holz. Mir wird immer wieder neu bewusst, dass ich aber hier auf nichts verzichten muss - außer auf Lärm, Hektik, Stress und Gestank.

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Die Gampe Thaya ist eine Gourmet-Hütte in den Ötztaler Alpen.
Foto: Marco Rossi
Die Gampe Thaya in den Ötztaler Alpen

Nix mit Cola, Burger, Pizza, Pommes

Meine erste Warnung gleich vorweg: Die Gampe Thaya erreicht man nur zu Fuß. Oder im Winter auf Ski. Da kann man nicht im Auto vorfahren und den verschwitzten Bergwanderer mimen.

Auch eine zweite Warnung ist geboten: Wer Cola, Burger, Pizza oder Pommes auf der Gampe Thaya sucht, kann sich diese Wanderung ersparen. Denn Fast-Food gibt‘s hier nicht. Genausowenig wie die permanente Beschallung mit Konserven-Musik. Das dürfte übrigens auch anderen positiv aufgefallen sein: Die Gampe Thaya ist die erste „Genuss-Hütte“ im Ötztal. Mit gutem Grund, wenn ich an das Carpaccio vom Tiroler Grauvieh mit Rucola und Käsespänen denke. Und erst das Käsefondue mit Gampe Kaas!

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Milchkannen vor der Gampe Thaya

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Ein Aufstieg mit Aussicht

Kurz oder lang, das ist die Frage bei der Auswahl des Wanderweges auf die Gampe. Für Menschen mit wenig Kondition empfehle ich den eher kurzen Aufstieg vom Parkplatz aus, der direkt nach der Abzweigung von der Straße nach Hochsölden liegt. In Zahlen sieht der Weg so aus: 1,5 km lang, 150 Höhenmeter, hinauf auf eine Seehöhe von 2.000 m. Der Weg ist schattig und rollstuhl- und kinderwagentauglich. Am Weg erblickt man die mächtigen 3.000er des Hinteren Ötztales: Nederkogel, Kirchenkogel, Hoher Söldenkogel oder das Zuckerhütl. Schon nach längstens einer dreiviertel Stunde ist man am Ziel.

Echte Bergfexe nehmen jedoch den Weg beginnend im Dorfzentrum von Sölden. Von hier aus dauert der Aufstieg auf die Gampe Thaya mit einer Länge von knapp 8 km rund 1,5 bis 2 Stunden. Der Weg zieht sich zwar am Anfang etwas hin, aber schon nach relativ kurzer Zeit gewinnt man an Höhe und damit verbunden an Ausblicken. Ein leichter, sehr gut begehbarer Aufstieg mit fantastischen Panoramablicken auf die Ötztaler Alpen.

Kuhglocken auf der Gampe Thaya
Foto: Marco Rossi
Historische Kuhglocken in der Stube der Gampe Thaya

Der Gampe Kaas von den Ötztaler Grauen

Eigentlich ist Jakob Prantl zuallererst ein Bergbauer. Und dann erst Wirt. Was mir schon bei meinem allerersten Besuch aufgefallen ist: In den Gaststuben hängen jede Menge Kuhglocken und Urkunden. Nicht etwa als Dekoration. Nein, Jakob ist ein erfolgreicher Züchter und stolz auf seine „Grauen“. Das ist jene leichtfüßige und vor allem bildhübsche Rinderrasse, die schon seit Jahrhunderten die Ötztaler Alpen im Sommer bevölkert.

14 seiner grauen Milchkühe verbringen jeden Sommer auf der Gampe. Sie geben eine nach allerlei Kräutern schmeckende Milch, aus der Jakob in seiner kleinen Sennerei neben dem Almhaus täglich vollfetten Rohmilch-Käse fertigt. Den Käse bietet er seinen Almgästen an.

Zwei weitere Standbeine der Speisekarte auf der Gampe Thaya stammen ebenfalls aus eigener Produktion: das von der Familie Prantl Jahr für Jahr selbst „eingezettelte“ Sauerkraut und die selbst gemachte Hauswurst vom Tiroler Grauvieh. Wer diese beiden Köstlichkeiten einmal zusammen probiert hat, weiß, wie gut es früher geschmeckt hat. Und nun fange ich gar nicht erst an, von den ,Schälfelar‘ zu schwärmen, den Erdäpfeln in Schale mit Bauernbutter, Gampe Kaas und Kräutersalz. Denn das kann jeder selbst auf der Gampe verkosten.

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Dieses Ötztaler-Urmenü empfehle ich allen Alpin-Gourmets: Zuerst eine Suppe mit hausgemachten Tiroler Speckknödeln. Dann entweder eine Hauswurst vom Grauvieh oder die Röstkartoffeln mit Speck und Spiegelei. Kaiserschmarrn mit Ötztaler Granten (Preiselbeeren) schließt den Magen.

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