Berg-Know-How
Gefahrenmuster: Lockerer Schnee und Wind
Die aktuelle Lawinensituation ist zum Großteil ein Resultat der gewaltigen Neuschneemengen, der kalten Temperaturen und des starken Windes. Daher möchten wir euch das Gefahrenmuster „gm.6 lockerer Schnee und Wind“ vorstellen, welches die momentane Lawinengefahr wohl am besten beschreibt.

„Lawinenereignisse sind nichts Zufälliges. Vielmehr lassen sie sich aufgrund ihrer Ursache in Schemata einteilen, welche vom Nutzer leicht erfassbar sein sollten“, so erklären sich die beiden Lawinenexperten und Autoren Dr. Rudi Mair und DI Patrick Nairz das Phänomen „Lawine“ im Vorwort des gleichnamigen Praxis-Handbuchs „lawine. Die 10 entscheidenden Gefahrenmuster erkennen“. Das benutzerfreundliche Fachbuch ist 2010 erstmals erschienen und mittlerweile zur „Bibel“ vieler Wintersportler geworden. Im Rahmen der Erstellung des Lawinenlageberichts arbeitet der Tiroler Lawinenwarndienst, zusätzlich zur Systematik der 5 Lawinenprobleme (Neuschnee, Altschnee, Triebschnee, Nasschnee und Gleitschnee), seit Jahren mit den 10 Gefahrenmustern und versucht so dem Nutzer mehr und vertiefende Informationen über die derzeitig vorherrschende Lawinengefahr zu vermitteln.
In Anbetracht der aktuellen Wetterlage und Lawinensituation wollen wir euch das Gefahrenmuster „gm.6 Lockerer Schnee und Wind“ genauer vorstellen:
Wilhelm Paulcke, deutscher Geologe, Lawinenforscher und Pionier des alpinen Skilaufs, hat einmal gesagt, „der Wind ist der Baumeister der Lawinen“. Und dieser Satz aus den 1930er Jahren hat nichts an seiner Gültigkeit verloren: Schließlich beeinflusst Wind sowohl den fallenden als auch bereits abgelagerten Schnee und ist somit einer der wesentlichen Faktoren, der zu einer Lawinenbildung beiträgt.
Handelt es sich um lockeren, trockenen Schnee mit einhergehendem Wind so wird dies immer zu einer Verfrachtungen und folglich einer Zunahme der Lawinengefahr führen. Zusätzlich ist die Temperatur des Schnees entscheidend: Je kälter der verfrachtete Schnee, desto empfindlicher reagiert er auf Belastung (durch Wintersportler), da die Sprödigkeit zunimmt.
Charakteristisch für das gm. 6 ist, dass die Schwachschicht in der Schneedecke meist aus lockerem Neuschnee besteht und von frischem Triebschnee überlagert ist. Ergo: entweder hat es kurz zuvor bei kalten Temperaturen ohne Wind geschneit und dann zu stürmen begonnen oder der Schneefall begann ohne Windeinfluss und hat im weiteren Verlauf erst zu winden begonnen.
Einen kleinen Vorteil hat das gm.6 allerdings: Das Gefahrenmuster „Lockerer Schnee und Wind“ lässt sich in der Regel recht gut erkennen, da es die unmittelbare oberflächennahe und windbeeinflusste Schneeschicht betrifft. Insofern stellt das gm. 6 ein Gefahrenszenario dar, welches meist nur von kurzer Dauer ist. Eine Ausnahme bilden nur jene (seltenen) Situationen, bei denen die aus lockeren, aufbauend umgewandelten Kristallen bestehende Altschneeoberfläche vom Wind verfrachtet wird. In der Regel bilden sich dann harte, spröde und über längere Zeit störanfällige Schneebretter.
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