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Winterliches Bouldern

Auszeit vom Winter: Bouldern trotz Kälte

• 26. Februar 2018
5 Min. Lesezeit
von Robert Maruna

Während es in weiten Teilen Europas noch unentwegt schneit und die letzte Kälteperiode gerade überstanden wurde, können es andere Menschen kaum erwarten wieder Hand am Fels anzulegen. Wir stellen euch vier Gebiete vor in denen die Bouldersaison schon längst losgegangen ist oder nie richtig aufgehört hat. 

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Foto: Bernd Zangerl
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1. MALTATAL

Boulderperlen im Tal des stürzenden Wassers

Das von Wasserfällen und hochalpinen Ambiente umgebene Maltatal zählt mittlerweile zu den wahren Juwelen der europäischen Bouldergebiete: Vor 15 Jahren noch zog es bloß eine Handvoll Spitzenboulderer, die sich an den Linien von Boulderpionieren wie Klem Loskot und Co. versuchten, hierher. Heute kann es an einem schönen Wochenende allerdings schon mal richtig voll werden im „Tal des stürzenden Wassers". 

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Foto: Christoph Detschmann

Vielleicht liegt es am kurzen Zustieg (die Blöcke liegen großteils direkt neben der Strasse), an der unfassbaren Qualität des Gneis' oder einfach nur an den fabelhaften Kärnter Nudeln in der nahegelegen Gmündner Hütte - es gibt viele Gründe warum das Maltatal den Boulderer anzieht. Spätestens seit Erscheinen des ersten umfangreichen Kletterführers Maltatal, verfasst vom Malta-Urgestein Gerhard Schaar höchstpersönlich, hat sich wohl aber herumgesprochen, dass dort nicht nur unsterbliche Bouldergötter klettern können. Denn auch wenn das Maltatal für seine schweren Linien wie Bügeleisen (Fb 8b+), Emotional Landscapes (Fb 8b+/c) oder auch Air (Fb 8b) bekannt geworden ist, finden sich unter den rund 250 Boulderproblemen auch eine Menge schöner Cracks im 7ten Grad. Unter Fb 6b bietet das Gebiet jedoch relativ wenig Möglichkeiten um abzuheben. Die beste Zeit für einen ausgiebigen Bouldertrip ins Maltatal „ist immer dann, wenn’s kalt ist, also von Oktober bis April", so der ehemalige Weltcup-Kletterer Kilian Fischhuber. 

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Foto: Christoph Detschmann

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Facts

Spittal an der Drau, Kärnten. Auf der Maltatal Landesstrasse bis zur Gemeinde Koschach, weiter über Maltatal Hochalmstrasse bis zu den Parkpätzen

Granitgneis

ca. 250 Boulder und 2 Gebiete

von Fb 6a bis 8c+

Kletterführer Maltatal

Hubertus Haus

Gmündner Hütte

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2. TESSIN 

Schweizer Urgranit trifft auf süditalienischen Flair

Neben Pizza und Cappuccino lockt das italienischsprachige Tessin in der Schweiz vor allem mit seinen perfekten Granit- und Gneisblöcken Boulderer aus allen Ecken Europas an.  Das mediterrane Klima hält selbst die feuchteste Kaltfront fern und so scheint es wenig verwunderlich, dass das Tessin mit seiner vielfältigen Natur zum absoluten Boulder-Mekka geworden ist.

Als Basis für Bouldertrips im Tessin empfiehlt der Wahlschweizer und Weltklasse-Boulderer Bernd Zangerl die bezaubernde Stadt Bellinzona: „Von hier aus sind die Gebiete Cresciano, Chironico, der Gotthardpass oder das Maggiatal in zehn bis 45 Minuten per Auto zu erreichen, aber auch der öffentliche Verkehr in der Schweiz ist vorbildlich ausgebaut". Vom Parkplatz in Cresciano sind es dann noch weitere 20 Minuten bis zum ersten Block. Ähnlich verhält es sich mit den Zustiegen in allen anderen Gebieten - die Beinmuskulatur muss also nicht überstrapaziert werden, bevor ihr den ersten Move am Felsen macht. Ebenso einladend wie mit der Zustiegsdauer verhält es sich mit den Schwierigkeitsgraden im Tessin. Sowohl Anfänger als auch Profis werden hier nicht enttäuscht. Wobei das Gebiet Cresciano die größte Auswahl an Linien für all jene bietet, die noch wenig Erfahrung mit der bodennahen Kletterbewegung am Fels gemacht haben. Trotz der hohen Frequenz an Kletterern kommt es, aufgrund der Vielfältigkeit und Weitläufigkeit der Gebiete selten zu einer Überlastung. Einzig in den Winter- oder Semesterferien können die Parkplätze im Cresciano schon mal an aus ihren Nähten platzen. 

Facts

Kanton Tessin, Südschweiz. Die meisten Gebiete liegen nördlich der Stadt Bellinzona und sind über die Str. Cantonale oder Autobahn E35 erreichbar

Granit, Gneis

über 1500 Boulder auf mehr als 10 Gebieten verteilt

von Fb 4a bis 8c+

Kletterführer und viele zusätzliche Infos rund um das Bouldern im Tessin findet ihr hier.

in Cresciano im 1001 Bloc Hostel (Via In Prò da Cà, CH-6705 Cresciano): günstig und noch dazu Bio

3. PFALZ

Ein Wald zum Klettern

Die höchste Erhebung der Pfalz, der Donnersberg (686,5 m), lässt zwar keine hochalpinen Abenteuer zu, allerdings findet sich dort ein Boulderparadies aus Sandstein, das seinesgleichen sucht.

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Foto: mauritius images / rphstock /

Der Pfälzerwald ist das größte zusammenhänge Waldgebiet Deutschlands und umfasst eine Fläche von rund 1.700 km2 -  ein riesiger Spielplatz für alle Freunde des seilfreien Kletterns in Absprunghöhe. Die meisten Bouldergebiete erstrecken sich über die Vorder- und Südpfalz und hören auf skurille Namen wie Jurassic Park oder Pimp Legionär. Aber auch konventionelle Gebietsbezeichnungen wie Weidenthaler Fels, Forsthaus Anweiler, Saufels oder Ringstein finden sich hier.  Prinzipiell zeugt die Pfalz von großartiger Felsqualität, doch auch der beste Sandstein kann ab und zu der Schwerkraft zum Opfer fallen, wodurch Griffausbrüche unausweichlich sind. So wurde manch einfacher Boulder zum unlösbaren Problem, während viele schwere Linien im oberen 7ten und 8ten Grad mittlerweile abgewertet werden mussten. Allerdings bergen die Wälder des Naturparks noch viel Potential zur Neuentdeckung. Im Zusammenhang mit der bekanntlich geringfügig ausgeprägten Wanderbereitschaft mancher Boulderer darf die teilweise beachtliche Zustiegszeit zu den Gebieten nicht unerwähnt bleiben - also besser ausreichend Proviant und Flüssigkeit für den ganzen Tag mitnehmen!

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Foto: mauritius images / Kunst and Scheidulin / Alamy

Facts

Südwesten Deutschlands im Bundesland Rheinland-Pfalz

Sandstein

mehr als 800 Boulder auf 8 Gebiete verteilt

von Fb 4a bis 8b+

Kletterführer Pfalz

in einem der zahlreichen Hostels, Hotels und Gästehäusern rund um den Pfalzerwald

4. VARAZZE

Sonne, Meer und Felsen

In Varazze gibt es nicht nur köstlichen Kaffe, gutes Essen und wohl eine der besten Wellen die das Mittelmeer zu Tage bringt, nein, auch hier wird der felsverliebte Boulderkünstler voll auf seine Kosten kommen.

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Foto: Bernhard Fiedler

Nur einige Kilometer vom ehemaligen Fischerort Varazze entfernt erstreckt sich ein Bouldergebiet mitten im Naturpark Beigua auf einer Seehöhe von 200 bis 1.000 Metern. Seitdem der italienische Boulderpionier und ehemalige Weltcupgewinner Christian Core das Gebiet Anfang dieses Jahrtausends eröffnet hat, sind unzählige neue Sektoren und Boulder hinzugekommen. Von großzügigen Henkeln, über Mirco-Leisten zu grifflosen Reibungsplatten wird hier alles geboten, wobei vor allem Liebhaber der athletischen „Boulderkraxlerei" ihren Aufenthalt gerne verlängern werden wollen. Für „Bloody-Beginners" finden sich jedoch nur begrenzte Möglichkeiten, da die meisten Probleme in den oberen Schwierigkeitsgraden ab Fb 6a angesiedelt sind.

Noch ein kleiner Tipp: Die italienische Gastfreundschaft ist bekanntlich groß und herzerwärmend, verspielt sie bitte nicht in Puncto Parksituation. Denn die Parkmöglichkeiten auf den schmalen Bergstraßen sind eher beschränkt - es empfiehlt sich daher das Auto auf den ausgewiesenen Parkplätzen abzustellen und zum Aufwärmen einfach ein paar Schritte mehr zu gehen.

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Foto: Bernhard Fiedler

Facts

Ligurien, 30km westlich von Genua entfernt liegt Varazze. Die Bouldergebiete sind rund um den kleinen Ort Alpicella verteilt (10km von Varazze)

Granit

mehr als 1200 Boulder 

von Fb 6a bis 8c

Boulderführer „Blu Bloc - Bouldering a Varazze e Triora" von Christian Core.

Pensionen in Alpicella oder Varazze sowie der Campingplatz „Dolce Vita“ (20 Minuten von Alpicella)

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