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Tolle Aussichtsberge

48 Stunden in der Silvretta

• 19. Februar 2016
5 Min. Lesezeit
von Mario Kempf

Klein, aber fein präsentiert sich die Silvretta beim Kartenstudium auf der warmen Couch. Im Vergleich zu bekannten Tiroler Skitourengebieten wie Ötz- oder Stubaital sind die Gipfelziele niedriger, die Distanzen kürzer und die Höhenmeter geringer. Doch dann gibt es da auch die klingenden Gipfel wie den Grenzberg „Dreiländerspitze“ (3.197 m) oder den „Großen Piz Buin“ (3.312 m) – der höchste Berg der Region. Diese tollen Aussichtsberge offenbaren die wahre Größe der Silvretta und warten darauf, erklommen zu werden. 

Heidelberger Hütte
Foto: Mario Kempf
Heidelberger Hütte
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Die hier vorgestellte 48-Stunden-Tour verschafft dem Gebiets-Neuling einen guten, ersten Überblick und ist bewusst flexibel gestaltet. Sie führt von Ischgl gemütlich durchs Skigebiet auf die Heidelberger Hütte, via Breite Krone zur Jamtalhütte und am Ende auf die Dreiländerspitze. Die letzte Abfahrt führt zum Stausee bei der Bielerhöhe und zurück zum Ausgangspunkt. Die Ski-technischen Schwierigkeiten halten sich in Grenzen und ermöglichen auch Skitouren-Frischlingen, alpine Winterluft zu schnuppern. 
 

Tag1 

Von Ischgl auf die Heidelberger Hütte

Länge: 17 km, Höhendifferenz: 2.520 m

48 Stunden Skitouren-Abenteuer liegen vor uns – wir starten aber ganz gemütlich. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Auto geht es in das Winter-Halligalli-Mekka Ischgl. Am Ortsanfang gibt es zahlreiche Parkmöglichkeiten – auch die Heidelberger Hütte verfügt über einen eigenen Parkplatz für Tourengeher. Meist wuselt es hier schon ziemlich, denn die Hütte ist ein beliebter Stützpunkt für Skibergsteiger aller Art und Herkunft. 

Es gibt nun mehrere Möglichkeiten, die in Abhängigkeit von Zeit, Kondition, Lust und Geldbeutel gewählt werden können: 

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Variante 1

Wir gehen zu Fuß ab Talstation neben bzw. auf der Piste immer dem Fimbabach entlang zur Gampenalpe (1.975 m). Hier startet die Ratracspur zur Heidelberger Hütte und es sind noch ca. 2-2,5 Std. Gehzeit. Alternativ kann ab hier ein Gepäck- und/oder Personentransport im Vorfeld arrangiert werden. Eher für Schlechtwetter geeignet. 

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Variante 2

Liftkarte kaufen (gestaffelte Preise, je nach Tageszeit. Es gibt keine Tourengeher-, Bergfahrt- oder Punktekarten!) und durchs Skigebiet bis zum Piz Val Gronda (2.812 m) nach hinten „hangeln“.  Direkte Variantenabfahrt bis zur Hütte. Keine Aufstiegs-Höhenmeter!

Tag 2 

Von der Heidelberger Hütte auf die Jamtalhütte

Länge: 12,4 km, Höhendifferenz: 863 m

Gut ausgeruht geht’s zum Frühstück, wo die Energiespeicher ordentlich geladen werden. Die Auswahl ist vorzüglich und bietet von Müsli über hausgemachte Marmeladen bis hin zu Obst alles was das Bergsteigerherz höher schlagen lässt. Dank Schuhtrockner machen wir uns mit vorgewärmten Skischuhen auf in Richtung Jamtalhütte. Dabei kann zwischen zwei Routen gewählt werden:

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Variante 1

Der kürzeste und leichteste Übergang ist das Zahnjoch (2.945 m). Direkt nach der Hütte eher rechts haltend und in gleichmäßiger Steigung zum ersten sichtbaren Joch hoch. Auf der Westseite folgt eine leichte Abfahrt über den Kronenferner – von dem heute nicht mehr viel übrig ist. Wir fahren bis zum markanten Wegweiser auf 2.476 m ab und folgen dort dem Futscholbach. Es gibt einige Schiebestrecken und Bachquerungen, die mittels Stege möglich sind. Nach insgesamt 3-4 Stunden erreichen wir die Jamtalhütte. 


Variante 2

Der wesentlich attraktivere und landschaftlich schönere Übergang ist via Kronenjoch (2.974 m). Von der Hütte geht es immer gerade nach hinten mit einigen Auf und Abs über kupiertes Gelände. Bevor der Weg zum Piz Tasna abzweig, steigen wir rechts über einen langen Rücken ins Kronenjoch auf. 

Stausee Bielerhöhe
Foto: Mario Kempf
Stausee Bielerhöhe

Die Heidelberger Hütte bietet jeden Komfort und trotz der Nähe zum Skigebiet uriges Hüttenflair. Vom Zweibettzimmer mit Waschbecken bis zum Großraumlager findet sich – vorausgesetzt es wird rechtzeitig reserviert – für jeden Geschmack das Richtige. Frisch geduscht geht es zum ausgezeichneten Abendessen, bei dem garantiert jeder satt wird. Dafür sorgt der Tiroler Hüttenwirt Alois höchst persönlich und erkundigt sich bei jedem Tisch, ob Nachschlag gewünscht wird. Natürlich kann beim Abendessen zwischen vegetarischer und klassischer Hüttenkost gewählt werden. Der warme Kachelofen der Stufe, Zeitschriften und Bücher aus der hauseigenen Bibliothek und die wirklich ausgezeichnete Weinkarte laden zum langen Verweilen ein. 

Die Tour im Detail

Abfahrt Dreiländerspitze
Foto: Mario Kempf
Abfahrt Dreiländerspitze Vermuntferner

Konditionsstarke Geher können auch bis zur Fuorcla da Tasna (2.808 m) weitergehen, dort Depot machen und mit leichter Ausrüstung den Piz Tasna (3.179 m) besteigen. Der Aufstieg ist insbesondere zum Ende hin technisch anspruchsvoller und benötigt jedenfalls Harscheisen, Steigeisen und Pickel.

Dann geht’s retour zum Depot und direkt hoch zum Kronenjoch. In beiden Varianten kann vom Kronenjoch noch schnell die Breite Krone bestiegen werden (3.079 m). Die Abfahrt erfolgt zum Kronenjoch und auf der Westseite bis zum Wegweiser auf 2.476 m. Danach weiter wie bei Route 1. 

Die Jamtalhütte ist der Ausbildungsstützpunkt alpiner Vereine und der Bergrettung schlechthin. In unmittelbarer Umgebung gibt es einen künstlichen Eiskletterturm und Liftkronstruktionen für Bergeübungen. Die Hütte ist wirklich riesig und bietet jeden Komfort!

Die Tour im Detail

Kronenjoch

Tag 3

Von der Jamtalhütte auf die Dreiländerspitze

Länge: 24 km, Höhendifferenz: 1.060 m

Nachdem das Beste bekanntlich zum Schluss kommt steht heute die Besteigung der spektakulären Dreiländerspitze am Programm. Zum Wachwerden geht es von der Hütte einige Höhenmeter hinunter auf den Talboden und diesen entlang. Alleine ist man hier selten, denn viele andere Ziele gibt es von der Jamtalhütte aus nicht. 

Langsam steilt das Gelände auf, wobei die Spur rechts des markanten Felsen in der Mitte gelegt werden sollte. Nach der Felsstufe wird es flacher und die Sicht frei auf den riesigen Jamtalferner mit Gamsspitze und den Jamspitzen im Hintergrund. Dieses Aussichtsplatzerl bietet sich für eine Pause und das Anlegen des Hüftgurts an. Angeseilt halten wir uns auf der rechten Seite und weichen großzügig den Spaltenzonen aus. In gleichmäßiger Steigung sollte die obere Ochsenscharte (2.970 m) erreicht werden, die sich für ein Depot anbietet. Über die breite, nach oben hin aufsteilende und enger werdende Nordwestflache geht’s zum Westgrat der Dreiländerspitze, wo die Ski deponiert werden.

Mit Steigeisen und Pickel bewältigen wir nun entlang des Grats einige technische Stellen. Spektakuläre Tiefblicke sind hier garantiert – absolute Schwindelfreiheit ist Voraussetzung. Ein Seil zur Sicherung ist ebenfalls obligatorisch und wird spätestens beim Übergang vom Vor- zum Hauptgipfel notwendig!

Die Aussicht vom Gipfelkreuz ist grandios und lässt keine Wünsche offen! Bei klarer Sicht schweift der Blick von der Bernina bis zu den Ötztalern und macht Lust auf mehr. Äußerste Vorsicht ist beim Abstieg geboten – lieber etwas langsamer, dafür sicher zurück zum Skidepot. Über die Flanke geht’s retour zur Ochsentalerscharte wo wir das deponierte Material einpacken. 
 

Über die Aufstiegsroute geht es zurück zur Jamtalhütte und von der entlang des Fahrtweges nach Galtür. Mit dem kostenlosen Skibus dann retour nach Ischgl.
 

Tipp

Wer einen Tag länger Zeit hat sollte jedenfalls auf der Wiesbadener Hütte übernachten und am Abschlusstag mit leichtem Gepäck die Tagestour auf den Piz Buin machen. Für die Rückreise bleibt dann auch mehr Zeit und Energie!

Die Tour im Detail

 

Anreise

Auto
Über die Autobahn von Innsbruck oder Bludenz bis zur Abfahrt Landeck. Über die Bundesstraße Richtung Galtür bis Ortsanfang Ischgl. Hier kostenlos am Parkplatz der Heidelbergerhütte parken.

Bahn und Bus
Bahn bis „Landeck-Zams“ Bahnhof, mit dem Bus weiter nach Ischgl. 
 

Hütten und Stützpunkte

Heidelberger Hütte
Jamtalhütte
Wiesbadenerhütte

Aufstieg zum Konenjoch beim See

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