16.800 Touren,  1.600 Hütten  und täglich Neues aus den Bergen
Foto: Sebastian Gabriel
Reise

Wandern auf den Färöer-Inseln

16. August 2023
3 Min. Lesezeit

Die Färöer sind windig, neblig, feucht. Und doch kann es kaum ein eindrucksvolleres Wandergebiet geben als die 18 wilden und zerklüfteten Inseln im Nordatlantik. Wir stellen euch zwei der schönsten Wanderungen vor und geben praktische Reisetipps.

Text: Tristan Berger

Anzeige
Anzeige

Infos und Adressen

Anreise: Die färöische Fluggesellschaft Atlantic Airways fliegt mindestens zweimal täglich von Kopenhagen nach Vágar (2 h). Seit Juli 2019 ist auch eine Anreise via Paris-Charles-de-Gaulle (zwei-, dreimal wöchentlich) möglich. Auch mit dem Auto kann man anreisen, die Fahrt auf der Fähre „M/S Nörrona“ der Smyril Line ab Hirtshals/Dänemark dauert aber rund 35 Stunden.

Beste Reisezeit: Von April bis September ist es am wärmsten und lange hell. Mit Regen, Wind und Nebel muss man auf den Färöern aber immer rechnen.

Unterkunft: Trotz seiner Größe fügt sich das Hotel Føroyar mit seinem grasbedeckten Dach organisch in die Landschaft ein. Vom Frühstücksraum aus hat man einen wunderbaren Blick über Tórshavn (sofern kein Nebel ist).

Beliebt auf Bergwelten

Essen: Das Beste aus dem Meer wird in Barbara's Fish House, einem der ältesten Häuser Tórshavns, serviert, empfohlen sei das Menü „From our Fjords“. Ein schöner Ort, um sich nach einem Stadtrundgang in Tórshavn bei Kaffee und Rhabarberkuchen zu stärken und Postkarten zu schreiben, ist das Panama Café. Ein Geheimtipp ist heimablídni, wo Anna und Óli Rubeksen für Gäste färöische Spezialitäten bei ihnen im Wohnzimmer zubereiten (siehe auch Kulinarik-Tipp).

Tour 1: Spektakuläre Aussichten von Bøur nach Gásaldur

Múlafossur
Foto: Sebastian Gabriel
Der Múlafossur, Endpunkt des Bächleins Dalsá, stürzt über die Klippen ins Meer.

Wir schnaufen einen steilen, mäandernden Pfad hinauf, der mit gelb und rot gestrichenen Holzpflöcken markiert ist – sie sind neben kleinen Steinpyramiden die einzigen Wegmarken, die die manchmal kaum erkennbaren Wege auf den Färöern anzeigen. Die Pflöcke markieren die alte postmansrutan von Bøur über den Gásadalsbrekkan nach Gásaldur auf der Insel Vágar: bis vor 15 Jahren die einzige Möglichkeit, das „Gänsetal“, wie Gásaldur übersetzt heißt, auf dem Landweg zu erreichen. Oben angekommen, präsentiert sich ein umwerfendes Panorama: Vor uns stürzt die Steilküste 400 Meter hinab ins graublaue Wasser. Aus dem Meer wachsen die Gipfel eines riesigen Gebirges, das unter der Wasseroberfläche liegt. Surreal in ihren Formen und wie mit der Schere geschnitten präsentieren sich die Inseln Tindhólmur, Gáshólmur und Mykines, wo fast nur Vögel leben. Schon bald sieht man das Dörfchen Gásaldur und kurz darauf den Wasserfall Múlafossur, der spektakulär über Hunderte von Metern ins Meer stürzt. In Serpentinen geht es abwärts zum Dorf. Zurück am selben Weg oder per Taxi.

  • Ausgangspunkt: 3 km westlich von Bøur

  • Dauer: 2,5 h

  • Länge: 3,5 km

  • Höhendifferenz: 430 m

Wolken, Nebel und Sonnenschein wechseln sich auf den Färöer-Inseln schnell ab.

Auch beliebt

Tour 2: Auf wilden Wegen von Mikladur zum Kallur-Leuchtturm

Kallur-Leuchtturm
Foto: Sebastian Gabriel
Der Kallur-Leuchtturm steht am nördlichsten Punkt der Färöer Inseln nahe Trøllanes.

Die Tour zur Höhle in den Bergen von Kalsoy führt oft abseits aller Wege und ist nur mit einem ortskundigen Guide gangbar. Mikladalur lassen wir rasch weit unter uns, deutlich zeichnet sich die Grenze ab zwischen der saftig grünen indmark – so heißt das kultivierte Land rund um die Dörfer – und dem Gemeindeland, der utmark. Viele Häuser sind mit Grassoden bedeckt. „Man hört den Regen nicht, es kostet nichts, und sie halten die Bude warm“, sagt unser Guide Rani pragmatisch.

Anzeige
Kirkjubøur
Foto: Sebastian Gabriel
In den Dörfern sind viele Häuser mit Gras bedeckt.

Kaum breiter als ein Fuß ist nun unser Pfad, es ist der höchstgelegene, der zwei färöische Dörfer miteinander verbindet. Neben dem Schiff waren solche Wege bis vor weniger als zwanzig Jahren die einzige Verbindung zwischen den Siedlungen.

In einem weit geschwungenen Halbkreis queren wir das unfassbar grüne, einsame Djupidalur-Tal. Wir hören nur Vögel kreischen und hier und da ein Schaf blöken: Es sind wohl die gleichen Geräusche, die die Wikinger einst hörten, als sie ihren Fuß zum ersten Mal auf die Färöer setzten. Schließlich erreichen wir eine versteckte Höhle einige hundert Meter fast senkrecht über dem Meer und blicken auf die Nachbarinsel Eysturoy. An ihrer Nordspitze ragen zwei markante, 70 Meter hohe Basaltfelsen aus dem Meer: Risin und Kellingin sind vom Sonnenlicht versteinerte Trolle, so erzählt man sich, die die Färöer gen Island ziehen wollten – nur eine der unzähligen Sagen, die sich um die bizarren Launen der färöischen Landschaft ranken.

Zurück geht es entlang der Flanke des Borgarin (an einer Stelle muss man sich an einer Kette abseilen) zum Kallur-Leuchtturm mit den spektakulärsten Aussichten, die die Färöer zu bieten haben.

  • Ausgangspunkt: Mikladalur

  • Dauer: 8 h

  • Länge: 7 km

  • Höhendifferenz: 450 m

Kulinarik-Tipp

Bei heimablídni – frei übersetzt ein „Essen bei Einheimischen“ – kochen Anna und Óli Rubeksen für Gäste färöische Spezialitäten bei ihnen im Wohnzimmer. Die beiden bewirtschaften einen Hof mit 150 Schafen in Velbastaður, 15 Autominuten von der Hauptstadt Tórshavn entfernt. Die Lammhaxe, der geräucherte Lachs und die Rhabarber-Nachspeise sind ein Gedicht!

Typisch färöische Küche kann man bei Anna und Oli Rubeksen genießen.

Mehr zum Thema

Bergwelten entdecken