
Wandern im Winter - darauf solltest du achten
Foto: Michael Königshofer
Mit sich verschiebenden Jahreszeiten und weniger Schneefall in tiefen Lagen gibt es auch immer mehr Wanderungen, die nicht nur im Sommer und Herbst machbar sind. Wir zeigen dir, wie du eine Wanderung im Winter planst und worauf du besonders achten solltest.
Wandern im Winter hat viele Gesichter. Meist versteht man darunter automatisch Schneeschuhwandern oder Winterwandern. Beides passiert auf Schnee, auf präparierten Pisten oder querfeldein. Wir meinen hier aber das Wandern ohne Schnee und ohne extra Ausrüstung wie etwa Schneeschuhe.
Aufgrund der Klimaveränderung kommt es immer öfter vor, dass sich die Wintersaison nach hinten verschiebt, dass es also bis weit in den Dezember oder sogar Jänner hinein gar nicht schneit, es nur in höheren Lagen über 1.500 Metern schneit oder bereits gefallener Schnee aufgrund von Wärmeeinbrüchen wieder schmilzt. Auf Schnee alleine sollte man sich im Winter also nicht verlassen. Zum Glück kann man sich aber auch ohne Schnee bewegen, man muss einfach nur ein wenig flexibel sein.
Dabei hat Wandern im Winter viele Vorteile: Es sind weniger Menschen unterwegs, es gibt keine Hektik, keine überfüllten Parkplätze, viele Hütten und Almen haben geschlossen und das Weidevieh ist im Stall. Selbst die Natur tritt leiser, Bäche führen weniger Wasser, Seen sind gefroren, viele Wildtiere halten Winterschlaf oder Winterruhe. Gleichzeitig tut Bewegung im Winter gut, Kälte stärkt die Widerstandsfähigkeit und die Wintersonne versorgt den Organismus mit Vitamin D.

Darauf sollte man beim Wandern im Winter achten
Wer im Winter wandern gehen möchte, sollte aber aufgrund der Jahreszeit und der tief stehenden Sonne, der niedrigen Temperaturen, geschlossener Hütten und Almen und nicht zuletzt zur Schonung des Wildes einige Punkte beachten, die wir hier für dich zusammengefasst haben.
Tageslänge
Im Winter sind die Tage kurz. Man sollte daher kurze Touren wählen, die auch noch Spielraum für eine gemütliche Rast oder einen Puffer für unvorhergesehene Ereignisse lässt, um vor der Dunkelheit wieder sicher zu Hause zu sein.
Kälte
Die Sonne hat im Winter wenig Kraft, ihre Strahlen sind kaum wärmend und im Schatten bzw. nach Sonnenuntergang kann es schnell empfindlich kalt werden. Je nach Topografie gibt es im Winter sogar Bereiche, wo wochenlang kein Sonnenstrahl auftrifft und es den ganzen Tag über frostig bleibt.
Schneefelder und Eis
Auch wenn die gesamte Sonnenseite schneefrei ist, kann es in schattigen Bereichen eisig sein und alter, gefrorenen Schnee Probleme bereiten. Ein einfacher Weg kann dadurch schnell technisch schwierig oder sogar gefährlich werden. Grödeln (leichte, überstülpbare „Schneeketten“ für Wanderschuhe) und Wanderstöcke können Abhilfe schaffen und ein sicheres Überqueren solcher Bereiche gewährleisten.
Lawinengefahr
Auch in schneearmen Wintern spielt die Lawinengefahr eine Rolle. Selbst wenn man sich nur im schneearmen unteren Bereich aufhält, können Lawinen von oben weit nach unten auslaufen. Die Lawinensituation sollte also auf Wanderungen, die am Fuße von verschneiten Berghängen verlaufen, im Auge behalten werden. Am besten man sieht sich dafür den täglichen Lawinenlagebericht an.
Unbewirtschaftete Hütten und Almen
Viele der Hütten und Almen, auf denen man im Sommer einkehren kann, haben im Winter gänzlich geschlossen oder öffnen erst, wenn genügend Schnee für z. B. eine Rodelpartie liegt. Man sollte daher selbst für eine Jause und einen warmen Tee sorgen. Irgendwo findet sich bestimmt ein sonniges Plätzchen für eine gemütliche Rast.



Geschlossene Hütten, harte Schneefelder oder sogar Lawinen, die bis in schneefreie Bereiche reichen - im Winter muss man Wanderungen gut planen.
Weg „geschlossen“
Wer im Winter auf den normalen markierten Wanderwegen unterwegs ist, tut dies auf eigene Verantwortung – wie übrigens ganz generell auch im Sommer. Manche Wege werden aber im Winter als „gesperrt“ oder „geschlossen“ ausgewiesen, um den Wegehalter aus der Verantwortung zu nehmen, da im Winter oft Verhältnisse herrschen, die den Weg technisch schwieriger machen, als er dies im Sommer unter „normalen“ Bedingungen ist.
Manche Wege wie etwa Klettersteige, Klammwege oder Wege durch sensible Wildeinstandsgebiete können tatsächlich mit einem temporären Betretungsverbot belegt werden. In diesem Fall findet man direkt am Beginn des Weges eine eindeutige Tafel. Diese Hinweis- und Verbotsschilder im Gelände gilt es es jedenfalls zu beachten. Bei Klettersteigen wird manchmal das Seil am Beginn des Steiges abgezogen, Steinschlag und Schneelast können zu Beschädigungen führen und bevor der Steig im Frühjahr nicht überprüft und ggf. repariert wurde, kann er auch nicht frei gegeben werden.
Ähnliches gilt bei Klamm- und Schluchtwegen, die über Stege und Treppen führen und deren Betretung kostenpflichtig ist. Der Betreiber darf und kann die Klamm im Winter sperren.
Wildgebiete
Einen Sonderfall stellen Wildeinstandsgebiete und Wildfütterungen da, die je nach Land, Kanton oder Bundesland unterschiedlich ausgewiesen werden. Im Schweizerischen Nationalpark herrscht im Winter ein generelles Betretungsverbot, in andere Gebieten ein Wegegebot (d. h. der Wanderweg darf nicht verlassen werden). Wildfütterungen werden oftmals gekennzeichnet und sollten nicht betreten werden, Wildruhezonen werden auf den gängigen digitalen Karten eingezeichnet. Die Tourenplanung sollte diese Bereiche berücksichtigen, man sollte auf den markierten Wegen bleiben und generell Touren im Dunkeln mit Stirnlampe vermeiden.

Empfehlungen für Wanderungen im Winter
Für alle, die in schneearmen Wintern nicht verzweifeln, weil Skifahren, Skitouren, Langlaufen, Schneeschuhwandern und Rodeln nicht möglich ist, sondern sich einfach nur bewegen wollen, haben wir also folgende Empfehlungen:
Wähle kurze Touren.
Wähle Touren auf der Sonnenseite.
Wähle Touren in schneefreier Höhenlage.
Achte bei Touren am Fuß von Berghängen auf die Lawinengefahr.
Nimmt dir eine Jause und einen warmen Tee mit.
Rüste dich mit Grödeln und Wanderstöcken aus.
Zieh dich warm an, Haube und Handschuhe sollten immer dabei sein.
Halte dich an offizielle Betretungsverbote, v. a. bei Klammen und Klettersteigen.
Genieße die Ruhe, tanke Vitamin D durch die Sonne.
Nimm Rücksicht auf das Wild – beachte Wildruhezohnen und Fütterungen und vermeide Touren in der Dämmerung und Dunkelheit.
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