Gottfried Härtel von der Gamskarkogelhütte
Foto: Gerald Valentin
von Sissi Pärsch
Gottfried Härtel führte schon während seines Studiums die Rojacherhütte am Hohen Sonnblick und ist nun Wirt der urigen Gamskarkogelhütte über Bad Hofgastein. Im Interview erzählt er, was seine Hütte so speziell macht und mit welchen Gästen er die schrägsten Erlebnisse hatte.
Bergwelten: Was macht Deine Hütte speziell?
Gottfried: Die Gamskarkogelhütte ist eine der ältesten Schutzhütten der Ostalpen. Sie wurde 1828 von bzw. für Erzherzog Johann erbaut. Und vor allem: Sie liegt direkt am Gipfel – das ist wirklich besonders. Ansonsten ist es eine sehr einfache, urige und ursprüngliche Hütte. Wir haben keine Duschen, kein Strom, das Trinkwasser kommt per Materialseilbahn usw.
Das kulinarische Hütten-Highlight?
Das liegt in der Herausforderung, unter sehr, sehr einfachen Rahmenbedingungen immer das Beste für die Gäste zu kochen. Wir schaffen das ganz gut, auch weil die Produkte wie Gemüse und Fleisch von wirklich guten Herstellern aus dem Tal kommen.
Was muss ein Gast mitbringen, um Dich glücklich zu machen?
Ich hab die meiste Freude mit Leuten, deren Erwartungshaltung gut zur Hütte passt. Gäste, die verstehen und schätzen, welcher Aufwand dahinter steckt, in dieser besonderen Lage auch etwas besonderes zu bieten.
Wie bringt ein Gast Dich in die Luft?
Wenn man merkt, dass er sich mit dem Thema Hütten in einer hochalpinen Gegend nicht auseinandergesetzt hat. Wenn er nach Dusche und Pommes verlangt – denn das gibt’s bei uns einfach nicht.
Dein schrägster Gast?
Der berührendste Gast hat seiner Freundin einen Heiratsantrag bei uns gemacht – der zum Glück auch positiv beantwortet wurde. Der beeindruckendste Gast hat nach einem schweren Unfall den Weg aus dem Großarltag zu uns herauf komplett auf Krücken absolviert. Die jüngste Besucherin kam mit 4 Monaten zu uns und übernachtete glücklich und brav im Lager.
Die schönste Tour auf Deiner Hütte?
Das ist schwierig, weil alle fünf Varianten jeweils ganz speziell sind und ihren eigenen Charakter haben. Und weil auf allen Wegen auf halber Strecke tolle Almen liegen. Die für mich wichtigste Route ist die von Bad Hofgastein über die Rastötzenalm, einfach weil das meine Versorgungslinie ist.
Die schönste Tour von Deiner Hütte?
Wir sind eine Gipfelhütte, also weniger ein Basislager. Aber es gibt eine wunderschöne Kammwanderung über den Frauenkogel und die Schmalzscharte zurück ins Gasteiner oder Großarltal
Wann stehst Du auf, wann machst Du Schluss?
In der Saison um 5.30 Uhr morgens und um 1 Uhr nachts. Ja, ich war ’n bisserl fertig nach dem letzten Sommer...
Die schönste Zeit des Tages für Dich?
Der Morgen: aufstehen, Tasse Kaffee, Sonnenaufgang bestaunen – das ist unbezahlbar. Wobei der Sonnenuntergang auch gewaltig schön sein kann. Und ich genieße auch die Zeit mit lustigen Leuten...
Die schönste Zeit des Jahres?
Für mich der Frühsommer.
Hüttenwirt – Traumjob oder hartes Brot?
Sowohl als auch! Wenn man sich sicher ist und man einschätzen kann, was auf einen zukommt, dann ist es ein Traumjob. Wenn nicht – oh, dann wird es sehr hart. Es ist definitiv eine Mischung aus beiden, aber für mich ist es das definitiv wert.
Steckbrief
- Name: Gottfried Härtel
- Hütte: Gamskarkogelhütte auf 2.467 m, AV Sektion Bad Gastein, Österreich. Aufstieg aus dem Gasteinertal von Bad Hofgastein bzw. Bad Gastein, und aus dem Großarltal von Hüttschlag.
- Geöffnet: Juli bis September und je nach Witterungsverhältnissen im Juni und Oktober sowie an manchen schönen Wochenenden das Jahr über. Aktuelle Öffnungszeiten auf der Website.
- Herkunft: Graz, Steiermark
- Berufsweg: Führte schon während des Studiums die Rojacherhütte am Hohen Sonnblick, war über zehn Jahre „normal berufstätig“ bevor er sich 2015 entschied, wieder Hüttenwirt zu werden.
Das könnte dich auch interessieren:
Gamskarkogelhütte
- Berg & Freizeit
Der Schatz vom Gasteinertal