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David Lama: Über das Training

• 3. Mai 2019
2 Min. Lesezeit
von David Lama

Aus dem professionellen Alpinismus ist das Training nicht mehr wegzudenken. Dennoch ist es nur ein Aspekt des Bergsteigens, sagt David Lama (erschienen im Bergwelten Magazin August/September 2018).

David Lama und Conrad Anker klettern im Zion National Park 2015
Foto: James Q Martin / Red Bull Content Pool
David Lama und Conrad Anker klettern im Zion National Park 2015
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Bis zu einem gewissen Grad fand ich die Trainingstheorie schon immer sehr interessant: Mit Trainingslehre habe ich mich in meiner Zeit an der Sportschule befasst, und immer öfter erscheinen auch Bücher, wie Bergsteiger und Kletterer ihr Training gezielter steuern können.

Ich werde aber auch in Zukunft nicht nach einem ausgefeilten Trainingsplan trainieren. Durch die Variation meiner Aktivitäten erhalte ich mir die Motivation. Ich möchte die Professionalisierung nicht so weit treiben, nur noch eine Maschine zu sein, die von einem Trainer ferngesteuert wird, um Bestleistungen zu bringen.

Das würde mir keinen Spaß mehr ma­chen. Bei meinen Expeditionen kommt es, wenn es wirklich hart wird, ohnehin enorm auf die persönliche Leidensfähig­keit an, und die ist nur bedingt vom Trai­ningszustand abhängig.

Ich empfinde das Training als wichtig, aber es ist nur ein Aspekt des Bergsports. Die Natur zu genießen, Neues zu ent­decken, Abenteuer zu erleben – das gehört für mich genauso dazu. In diesem Sinne sind mir das Abenteuer und der Entde­ckergeist bei meinen Unternehmungen mindestens so wichtig wie die sportliche Seite. Hier kann und muss jeder die richti­ge Kombination für sich selbst finden. Letztendlich hat man beim Bergsteigen ohnehin nie alles unter Kontrolle. Man kann noch so fit sein – wenn das Wetter nicht passt oder die Verhältnisse nicht mit­ spielen, hat man einfach keine Chance.

Dass man sich vor einer größe­ren Unternehmung in den Bergen entsprechend vor­bereitet, ist nicht neu. Schon Hermann Buhl überschritt im Vorfeld der Nanga­ Parbat­-Expedition 1953 alle Gipfel der Gleirsch­-Halltal­-Kette im Karwendel und kletterte im Alleingang durch die winter­liche Watzmann­-Ostwand; und Peter Ha­beler war in Top­Form, als er 1978 zum Mount Everest auf brach. Mit der zuneh­ menden Professionalisierung im Berg­sport und dem steigenden Leistungs­niveau wuchs allerdings der Stellenwert des Trainings. Heute absolvieren selbst Freizeitkletterer ein beachtliches Pensum.

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Wer sich jetzt vorstellt, dass ich meine Tage überwiegend in der Kletterhalle ver­ bringe, liegt trotzdem falsch. Sicher bin ich ab und zu in der Halle anzutreffen, aber dann eher, um mit einem Freund entspannt ein paar Routen zu machen. Für meine Expeditionen benötige ich in erster Linie eine sehr gute Grundlagen­ ausdauer, und die hole ich mir vor allem, wenn ich in relativ leichtem Gelände unterwegs bin, wo ich Höhenmeter abspu­ len und Trainingsstunden sammeln kann.

Klassische alpine Touren wie die Fuß­stein­ oder die Grundschartner Nord­ kante in den Zillertaler Alpen bieten ge­nau das und zudem noch schönen Fels, den ich in leichten Schuhen solo klettern kann. So schrumpfen sie zu Halbtags­ unternehmungen, für die mir schon ein kurzes Schönwetterfenster reicht.

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