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Berg-Philosophie

Leidenschaft für die Berge: Wo Leiden Großes schafft

• 11. Juli 2016
1 Min. Lesezeit
von Christina Geyer

Menschen steigen aus Leidenschaft auf hohe Berge. Sie tun das, weil sie es wollen – nicht aber aus freien Stücken. Hat einen die Leidenschaft nämlich erst einmal gepackt, hat man eigentlich schon keine Wahl mehr.

Auf der Dreitorspitze (2.682 m) im Wettersteingebirge
Foto: Mauritius/imageBROKER/Iris Kürschner
Auf der Dreitorspitze (2.682 m) im Wettersteingebirge
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Die Leidenschaft ist eine unvergleichlich stärkere Emotion als simple Freude oder Begeisterung. Auch wenn fälschlicherweise oft der „Spaß“ als Begründung für riskante Unternehmungen herhalten muss: Er allein ist es nicht, der den Menschen über Stunden große Anstrengungen aushalten lässt. Es ist eine grobe Lüge zu behaupten, das Bergsteigen würde immer Spaß machen. Das Gegenteil ist der Fall: Über weite Strecken gilt es die Zähne zusammenzubeißen, sich weiter anzutreiben, durchzuhalten.

Dazu bedarf es mehr als nur „Spaß“. Was uns zu derlei Höchstleistungen antreibt, ist die Leidenschaft. Es hat schon seinen Grund, warum das Wort Leiden in ihr steckt, sie aber im Sprachgebrauch trotzdem positiv konnotiert ist. Sie ist imstande dazu, etwas, das uns eigentlich leiden macht, in ein positives Erlebnis zu verwandeln.

Wanderer bei Filzmoos im Salzburger Land
Foto: Mauritius/Westend61/Hans Huber
Wanderer bei Filzmoos im Salzburger Land

Die Leidenschaft lässt uns keine Wahl, sie entzieht sich gewissermaßen unserem Einfluss. Wir können uns ihr nicht erwehren: Sie zwingt uns, dem nachzugeben, wofür wir brennen ­– selbst wenn uns das auch einiges an Leiden abverlangt. Zugleich belohnt sie üppig, denn unsere Gipfelerfolge gehen auf ihr Konto. Ohne die Leidenschaft wären wahrscheinlich sämtliche Berge jenseits der 5.000 Meter-Marke noch unbestiegen.

Stachel des Schöpferischen

Sie ist der Stachel des Schöpferischen, die Mutter der Schaffenskraft. Das gilt natürlich nicht nur fürs Bergsteigen, sondern für alle Formen des „Machens“ – vom Malen übers Schreiben bis hin zum Tanzen. Der Prozess des Schaffens mag mitunter schwer sein, das Ergebnis jedoch, der bezwungene Gipfel oder das fertig geschriebene Buch, belohnt für alle Qualen, die uns die Leidenschaft hat aushalten lassen. Insofern könnte das Wort Leiden auch deshalb in der Leidenschaft stecken, als wir umso mehr leiden, wenn wir ihr nicht nachgeben.

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