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Neue Damen-Bergsportmarke

Ruth Oberrauch: „Der weibliche Blick wird endlich wahrgenommen“

• 8. Juli 2021
3 Min. Lesezeit
von Sissi Pärsch

Braucht es tatsächlich noch eine weitere Bergsportmarke? Durchaus, meint Ruth Oberrauch, denn „der Bergsport ist im Wandel“. Es ist das Mehr an Diversität und das Weniger an Überfrachtung, dem die Managerin der Oberalp-Gruppe mit ihrer neuen Damen-Marke LaMunt Tribut zollen möchte. Ein Gespräch über den Wechsel von Perspektiven und das Durchbrechen von Stereotypen am Berg.

LaMunt Damen-Begsportmarke
Foto: LaMunt
LaMunt Damen-Begsportmarke
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Über Jahrhunderte waren die Berge eine von Männern dominierte Welt – und der Alpinsport entsprechend männlich definiert. Dass das Bild bröckelt, dass sich ein Wandel vollzieht und Frauen selbstbewusst und selbstbestimmt ihren Platz in der Bergwelt finden, ist wohl allen Berggeher*innen bewusst. Ruth Oberrauch begann vor zwei Jahren zu hinterfragen, inwieweit sich auch Bergsportmarken der männlichen Historie verschreiben. Der kritische Blick fiel dabei auch auf die Marken der Oberalp-Gruppe, zu deren Verwaltungsrat sie gehört. Das von ihrem Vater Heiner Oberrauch gegründeten Unternehmen vereint unter anderem Marken wie Salewa, Dynafit und Wild Country.

Schließlich entschloss sich die 36-Jährige dazu, eine Damen-Bergsportmarke zu gründen, die ein Gegengewicht zu maskulin geprägten Berg-Perspektiven bildet: LaMunt (benannt nach der Ladinischen Bezeichnung für Berg), „weiblich und stark zugleich“, interpretiert den Bergkodex für die Frau neu: Die Marke präsentiert klare, weich fallende Textilien mit technisch-raffinierten Details und einer zeitlosen Ästhetik. Die erste LaMunt-Kollektion ist ab Frühjahr 2022 erhältlich.

Ruth Oberrauch im Gespräch mit der Autorin
Foto: LaMunt
Ruth Oberrauch im Gespräch mit der Autorin

Bergwelten: Ruth, was ist für Dich der weibliche Zugang zur Bergwelt?

Ruth Oberrauch: Für mich persönlich manifestiert er sich sehr gut in einer Formulierung: Ich erobere die Berge nicht, sondern gehe in die Berge. Ich will den Gipfel nicht bezwingen. Ich will mich auf die Natur einlassen und Erlebnisse mit nach Hause tragen. Ich denke, dass diese Sichtweise mehr und mehr in den Bergsport Einzug hält, ihn prägt und verändert. Der Sport wird vielfältiger und offener. Der weibliche Blick ist da und nun wird er auch gelebt und wahrgenommen.

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Löst sich der Bergsport tatsächlich von seiner traditionellen Männer-Dominanz?

Ich denke ja – und wer am Berg unterwegs ist, sieht das auch. Es ist immer gut, verkrustete Strukturen aufzubrechen. Aber die Frage ist natürlich: Wie definiert man die Frau und wie definiert sich die Frau? Die Antwort liegt für mich stark in dem Wort Bewusstsein verankert: Wir sind selbstbewusst auftretende, ökologisch bewusste und stilbewusste Frauen.

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Jede Marke in der Oberalp Group hat eine eigene Sprache – welche Sprache spricht LaMunt?

LaMunt soll Frauen die Möglichkeit geben, sie selbst zu sein und das Naturerlebnis als befreiend zu empfinden. Genau das blieb uns lange verwehrt. Frauen hatten eine Rolle zu spielen. Und auch heute noch geht es im Bergsport sehr um Gruppenzugehörigkeit, um Stereotypen, die es zu erfüllen gilt, um Muster, nach denen man sich zu kleiden, zu bewegen, zu agieren hat. Aber starke Persönlichkeiten wollen ihren Weg gehen und sich von extern aufgelegtem Ballast befreien. 

Und inwieweit zollt LaMunt dem Tribut?

Als die Idee vor zwei Jahren in mir keimte, war mein Gefühl: Ich möchte mehr vom Weniger. Weniger laut, weniger überfrachtet, weniger getrieben. Mein Bedürfnis, die Natur zu erleben, ist ganz simpel, ganz grundlegend, ganz direkt – und dazwischen soll sich auch nichts schieben. Das möchte ich in einer Marke wiederfinden: Eine Marke, die nicht überladen ist, sondern klar und zeitlos, bestückt mit praktischer, aber unauffälliger Multifunktionalität und Finesse – und natürlich mit klarem Fokus auf das Thema Nachhaltigkeit.

LaMunt: Eine Ästhetik geprägt von Reduktion und Zeitlosigkeit

Ist die LaMunt-Frau damit auch weniger sportlich ambitioniert?

Ich weiß nicht, ob ich es so formulieren würde. Ich bin ja durchaus selbst ambitioniert. Ich mag die Herausforderung. Allerdings die Herausforderung, die mir der Naturraum bietet. Dabei will ich eben nicht auf die Uhr schauen. Auf die Uhr schaue ich den ganzen Tag: berufliche Termine, der Kalender der Kinder etc. Am Berg möchte ich mich bewegen, ich möchte mich spüren – ob ich eine halbe Stunde früher oder später auf dem Gipfel stehe, ist mir egal. Und wenn der Umweg schöner ist, dann nehme ich den Umweg. Die „Me-Time“ ist ein zentraler Punkt in unserer Kollektion und steht genau für das: Die Bewegung in der Natur ist deine persönliche Auszeit – und du bestimmst allein, wie sie aussieht.

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Hat sich denn Dein Bergblick über die Jahre verändert?

Absolut! Der Berg hat mich seit jeher begleitet und das in den unterschiedlichen Lebensphasen auf ganz unterschiedliche Weise. In den Kindheitstagen sind wir eben mit den Eltern mitgegangen. Dann kam meine rebellische Zeit auf dem Snowboard, in der ich die Bergwelt neu für mich entdeckt und sie sehr intensiv erlebt habe. Die Kletterphase war dann wieder ganz anders. Damals habe ich erfahren, wie viel Entspannung im absoluten Fokus liegt: Es geht allein darum, wohin du deine Hand, deinen Fuß setzt. Heute ist das Skitourengehen meine wirkliche Passion. Und mit den Kindern haben wir gelernt, uns neu zu erfinden. Als sie das Skifahren lernten, haben auch wir etwas Neues gelernt und mit dem Telemarken angefangen. Der Berg hat so viele Facetten und man kann sich in seinen Lebenssituationen stets in ihm wiederfinden.

Details der ersten LaMunt-Kollektion

Die erste LaMunt-Kollektion ist ab Sommer 2022 erhältlich.

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