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Die Naturfreunde präsentieren

Die perfekte Bergtour: Kinder-Edition

• 20. Juni 2023
3 Min. Lesezeit
von Ulf Edlinger, Naturfreunde Österreich

Was Kinder wirklich über den wöchentlichen Familienwanderausflug denken. Wie man sie dazu bringt, freiwillig und ohne Jammern auf Berge zu steigen. Und wie man sie sicher wieder runterbringt: Ulf Edlinger von den Naturfreunden mit Tipps und Tricks von Betroffenen.

Eine Familie wandert auf einer Alm.
Foto: Hermann Erber
Bei den Expertinnen und Experten nachgefragt: Kinder erzählen, was sie bei Bergtouren mögen und was nicht.
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Mit Kindern am Berg: Viele denken da zuerst an endlose Streitereien, aufgeschürfte Knie und das ständige „Sind wir bald da?“. Was können Eltern tun, damit es nicht so weit kommt? Um den häufigsten Problemen und Missverständnissen auf den Grund zu gehen, hat unser Autor ein Interview mit direkt Betroffenen geführt: seinen zwei Kindern.

1. Wandern ist das Schlimmste

Wandern heißt immer, dass man irgendwo ohne Ziel dahinschlurft. Im schlimmsten Fall sogar auf einer Forststraße. Wir wollen auf einen Berg, einen Gipfel, etwas erreichen, auf das wir stolz sein können. Wegen ein bisschen frischer Luft und Vogelgezwitscher schinden wir uns sicher nicht freiwillig. Aber wenn wir „bergsteigen“ gehen, ist das anders: Da gibt es ein Ziel, einen Plan, viel Jause und je nach Gipfel vorher ein bisschen Kribbeln im Bauch. Und als Belohnung: dass man es geschafft hat. Und dass man von hoch oben runterschauen kann.

2. Wir müssen da rauf

Eltern haben immer Angst davor, uns zu überfordern. Und erst die Großeltern! Dabei hat es uns eigentlich noch nie geschadet, wenn wir nach einer Tour fix und fertig waren. Ganz im Gegenteil: An diese „großen“ Touren erinnern wir uns am liebsten. Immer wenn’s richtig anstrengend war, kann man danach auf seine Leistung stolz sein. Oder an Sachen, bei denen die Großeltern die Stirn gerunzelt und gefragt haben, ob wir das auch schaffen. Und ob das überhaupt gescheit ist. Das, was vielleicht nicht ganz gescheit ist und trotzdem irgendwie funktioniert, ist nachträglich sowieso immer das Beste.

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3. Aber wir sind total kindisch

Wenn’s hart auf hart kommt, ist es uns immer wichtiger, Kreuzottern zu beobachten, Steine zu suchen und vor allem „Bacherl“ zu spielen, als irgendwo stur dahinzuhatschen. Für solche Sachen sollte sowieso immer Zeit sein. Außer wir müssen unbedingt wo rauf (siehe oben). Aber da kann man ja später am Rückweg trödeln.

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Zwei Mädchen spielen an einer Quelle.
Foto: Martin Edlinger
Kinder Kinder sein lassen trägt auf der Tour zur Entspannung für alle Beteiligten bei.

4. Abwechslung wäre nett

Kein Kind möchte das ganze Jahr hindurch das Gleiche machen: Wozu gibt’s Jahreszeiten? Im Herbst könnte man bergsteigen und Steine suchen, im Winter Schitouren gehen, im Frühling firngleiten und im Sommer vielleicht eine kleine Zelt-Tour mit Übernachtung unternehmen … außer es ist zu heiß, dann ist es sowieso besser, baden zu gehen.

5. Übertreibt es nicht

Kein Kind möchte jedes Wochenende ausrücken, egal, wie gerne wir draußen sind. Eltern können sich das vielleicht nicht vorstellen: Aber wir haben echt auch andere Sachen zu tun. Bessere Sachen. Zum Beispiel auch mal gar nichts! Außerdem: Wenn wir jedes Wochenende irgendwo raufgingen, wäre es bald nichts Besonderes mehr. Und etwas Besonderes sollte es ja sein, oder?

6. Abenteuer

Immer wenn es brenzlig wird, ist es zwar in diesem Moment nicht so schön, dafür aber umso mehr, wenn man zurück beim Auto ist, oder noch besser, wenn man später anderen davon erzählt. Das kann eine ausgesetzte Kletterpassage sein oder ein plötzlicher Graupelschauer am Gipfel; oder wenn wir uns verirren, weil Papa wieder einmal eine „Abkürzung“ kennt, bei der wir dann irgendwann im Dunkeln in den Latschen stehen und die Stirnlampen brauchen. Ein Unfall oder ein richtiges Gewitter am Berg ist aber nicht so toll. Auf die Sicherheit sollten die Eltern schon schauen. Ein echtes Abenteuer ist es jedenfalls nur dann, wenn etwas anders läuft, als man es geplant hat. Deshalb kann etwas, das man als Abenteuer geplant hat, auch nie ein echtes sein.

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Zwei Mädchen sitzen auf einem Felsen und lächeln in die Kamera.
Foto: Martin Edlinger
Für Sicherheit muss gesorgt sein – aber oft bringt erst Unerwartetes Kinderaugen zum Strahlen.

7. Verarschen können wir uns selbst

Uns ist es lieber, ihr sagt uns, dass es noch eine halbe Stunde dauert, und es dauert dann zehn Minuten, als umgekehrt. Außerdem: Wir gehen dorthin, wohin wir es vorher zusammen ausgemacht haben. Wenn ihr weiter gehen wollt oder ganz woanders hin, müsst ihr mit uns darüber reden. Wenn wir dennoch nicht wollen, habt ihr eben Pech gehabt.

8. Ein voller Bauch marschiert gern

Was ihr nie verstehen werdet: Ihr könnt gar nicht so viel Jause mitnehmen, dass wir genug haben. Gute Jause zumindest, nicht irgendwelche Bio-Dings, von denen ihr glaubt, dass sie für unsere Entwicklung wichtig sind. Und nein, wir finden es nicht schlimm, wenn wir euch die letzten Müsliriegel wegfuttern, nur weil ihr wieder mal „gewichtsoptimiert“ gepackt habt.

9. Was man immer mithaben muss

  • Eine warme Jacke. Immer, auch im Sommer

  • Jemanden, der sich auskennt

  • Genug zu Essen

  • Ein Taschenmesser

10. Wir sind alle verschieden

Wir können uns echt nicht vorstellen, dass jedes Kind so gerne auf Berge steigt wie wir. Es steigt ja nicht einmal jeder Erwachsene so gern auf Berge. Die perfekte Bergtour muss also an die Bedürfnisse und Vorlieben jedes einzelnen Kindes angepasst werden.

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