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Die letzten Tage des ewigen Eis

Im Worst-Case-Szenario sind die Alpen gegen Ende des Jahrhunderts so gut wie eisfrei. Eine Hommage an die Gletscher, die es bis dahin nicht mehr geben wird.

Text: Daniel Kubera, Illustrationen: Michael Paukner

Der Klimawandel wirkt sich besonders stark auf die Bergwelt aus. Wo heute kilometerlange Gletscher ins Tal fließen, werden im Jahr 2100 nur noch Schutt- und Geröllmoränen an sie erinnern. Hochtouren, die durch zerklüftete Eislandschaften führen, werden Wanderungen über steinige Pfade sein. Was nach Berg-Dystopie klingt, ist in weniger als 100 Jahren Realität.   

Aufgrund der Erderwärmung wird gegen Ende des 21. Jahrhunderts ein Großteil der Eismassen in den Alpen geschmolzen sein. So lautet das Fazit einer Studie über die Zukunft der Alpengletscher, die von der European Geoscience Community 2019 veröffentlicht wurde.

Je nach Erwärmungsgrad haben die Autoren zwei Szenarien entworfen.

  • Bei einer Erwärmung um weniger als 2 °C (im Vergleich zur vorindustriellen Zeit) verlieren wir rund zwei Drittel aller Alpengletscher.

  • Erwärmt sich das Klima stärker, könnten mehr als 90 Prozent der Eismassen verschwinden. Damit wären die Alpen 2100 beinahe eisfrei.

Und auch eine aktuelle Studie aus Österreich belegt, dass der derzeitige Masseverlust der Gletscher deutlich höher ist als der Schnitt der vergangenen 6.000 Jahre. Da die Berechnungen zur Erderwärmung gegen Ende des Jahrhunderts eine hohe Schwankungsbreite aufweisen, gibt es noch Unsicherheiten. „Gerade größere Alpengletscher könnten im Jahr 2100 durchaus noch – in deutlich kleinerer Ausdehnung als heute – vorhanden sein”, erklärt Dr. Matthias Huss, Professor für Glaziologie an der ETH Zürich. Für die kleinen Gletscher gebe es jedoch wenig Hoffnung. „Mit sehr großer Sicherheit werden hunderte – jedoch kaum bekannte – bis 2100 verschwinden“,

Höchste Zeit also, sich gebührend von unseren Gletschern zu verabschieden – solange wir es noch können. Anfangen sollte man bei den folgenden, die es laut Dr. Andrea Fischer, einer der führenden Glaziologinnen Österreichs, in 100 Jahren nicht mehr geben wird. 

 

Pasterze

Österreich / Glocknergruppe

Nicht komplett verschwunden, aber kaum wiedererkennbar: Österreichs größter Gletscher ächzt unter dem Klimawandel. „Bei der Pasterze erwarten wir das Abreißen der Zunge in wenigen Jahren. Danach wird der vom Parkplatz sichtbare Teil binnen einer Dekade weg und die Pasterze, wie wir sie kennen, Geschichte sein”, erklärt Andrea Fischer.

Alleine in der Saison 2019/20 hat sich die Gletscherzunge laut aktuellem Gletscherbericht des Alpenvereins um 52,5 Meter zurückgezogen und ist 6,1 Meter eingesunken. Im Durchschnitt haben Österreichs Gletscher in diesem Messjahr 14,3 Meter an Länge verloren.

 

Foto: Ulrike Hirtzberger

 

Rhonegletscher

Schweiz / Schweizer Zentralalpen

Anfang des 20. Jahrhunderts reichte der Rhonegletscher noch bis auf den Talboden vor Gletsch. Seither zieht er sich konstant zurück. Bis 2100 werden nur noch rund fünf Prozent von seiner Pracht übrig sein.

Hallstätter Gletscher

Österreich / Dachsteinmassiv 

Die Gletscher am Dachstein sind die östlichsten Österreichs. Der Hallstätter Gletscher ist der größte von ihnen und erstreckt sich direkt unterhalb des nördlichen Gipfelfußes hinunter zu den Eisseen. Leider ist auch er nicht vor dem Klimawandel gefeit. Andrea Fischer zeichnet ein düsteres Bild: „In 30 bis 50 Jahren wird der Hallstätter Gletscher weggeschmolzen sein.“

 
 

Marmolada 

Italien / Dolomiten 

Die Königin der Dolomiten schmückt sich mit einem prächtigen Gletscher. Aber selbst die majestätischsten Berge müssen ihren Preis zahlen und sich bei den erhöhten Temperaturen entblößen. Bis 2100 wird die Marmolada eisfrei sein.

Foto: Vincentu Solomon / Unsplash

Jamtalferner

Österreich / Silvretta 

Im Talschluss des Jamtals liegt am Fuße der Jamtalspitzen der Jamtalferner. Er ist schon länger ein Negativbeispiel in Sachen Gletscherschmelze. Man kann davon ausgehen, dass der Jamtalferner sogar schon bis spätestens 2050 komplett verschwunden sein wird.

 

Foto: Mauritius Images / ClickAlps

 

Langenferner

Italien / Ortlergruppe

Der Langenferner in der Ortlergruppe ist vor allem jenen ein Begriff, die den Monte Cevedale über die Nordseite besteigen. Trotz seiner mächtigen Ausdehnung ist so gut wie gewiss, dass er in den nächsten 100 Jahren zur Gänze dahinschwindet.

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