EPILOG

Liebe Eltern, …

Manchen wird das Wandern und Bergsteigen in die Wiege gelegt, andere entdecken die Schönheit der Natur von ganz allein. Vier Bergmenschen werfen in Briefen an ihre Eltern einen Blick zurück.

Illustration: Jochen Schievink

Liebe Eltern,

ihr seid Musiker und Lehrer, genauso wie eure Eltern, und die Berge waren euch immer aus der Entfernung lieber. Dadurch hatte ich die Möglichkeit etwas ganz Neues in die Familie einzubringen: Fast jeder Gipfel, jeder Höhenmeter und jede Wand bedeutete genetisches Neuland.

Ganz ohne Stress habe ich die Anstiege genommen und mich ins Abenteuer gestürzt. Denn es gab ja niemanden an dem ich mich messen musste und euer staunendes „Du machst Sachen!“ hat mich über die Jahre nur beflügelt. Für all das danke ich euch!

Seid umarmt,
Klaus

Klaus Haselböck, stellvertretender Chefredakteur des Bergwelten-Magazins

Liebe Eltern,

es ist nun schon eine Weile her, dass ihr mich zum ersten Mal zum Klettern mitgenommen habt. Ich war damals 5 und durfte mit euch zusammen auf den Roten Turm in den Lienzer Dolomiten klettern. Wir sind im Morgengrauen gestartet und der Tag ist mir noch bis heute in Erinnerung. Der Blick über all die anderen Berge am Gipfel und das erhebende Gefühl als so kleiner Mensch auf einem so großen Berg zu stehen, ist bis heute geblieben. Jetzt ist der Rote Turm Normalweg eine einfache Route für mich, aber das Gefühl als kleiner Mensch auf einem riesigen Berg ein Winzling zu sein, habe ich immer noch bei großen Touren in den Alpen und weltweit. Für diese erste Erfahrung mit euch bin ich unendlich Dankbar!

Eure Lisi

Lisi Steurer, Kletterin, schreibt in diesem Dossier über das Abenteuer Elternsein

Liebe Eltern,

wir waren ja nicht wahnsinnig viel in den Bergen, auch wenn sie immer präsent waren. In Kärnten steht man schließlich irgendwie immer gerade am Fuß eines Gebirges.

Jedenfalls beschränken sich meine Erinnerungen an Bergerlebnisse mit euch auf ein bisschen Skifahren – das war meistens toll – und eine Hand voll Ausflüge, um Eierschwammerl zu suchen – das war meistens nicht so toll. Mehr Berg war da eigentlich nicht.

Ich sehe das heute so: Ihr habt mir die Entscheidung, wie ich zu den Bergen stehe, nicht abgenommen, sondern sie mir für später überlassen – so ähnlich wie Eltern, die ihre Kinder nicht taufen lassen, damit die das mit der Religion irgendwann mit sich selbst ausmachen. Die Glaubensfrage rund um die Berge habe ich für mich längst geklärt. Ich mag es dort oben schon sehr.

Benjamin Koffu, Chef vom Dienst des Bergwelten-Magazins, war in dieser Ausgabe mit den Bergführerinnen Anna, 1½, und Ida, 3, unterwegs.

Liebe Eltern,

ich glaube es war eine Wanderung auf den Herzogstand in Oberbayern, ich muss sieben oder acht gewesen sein und ich kann mich noch gut an diesen tollen Tag mit euch erinnern.

Aber neulich sprach ich mit meiner Schwester darüber, sie war damals ja schon neun oder zehn und komischerweise hat sie das alles ganz anders in Erinnerung. Ich hätte – behauptet sie – schon nach wenigen Minunten keine Lust mehr gehabt, hätte die Arme nach euch ausgestreckt und „tragen“ gerufen und sei dann, nachdem ihr meinen Wunsch verweigert habt, schreiend stehen geblieben. Jetzt weiß ich auch nicht weiter. Ist das eine infame und diskreditierende Unterstellung der Erstgeborenen? Oder hat sie Recht und die Jahrzehnte haben meine Erinnerung derart verklärt? Bin gespannt auf eure Antwort.

Andreas Lesti, Journalist, hat sich für dieses Dossier mit einer Psychologin übers Wandern mit Kindern unterhalten

 

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