Schornsteine – Zeus’ Zeigefinger
Wer einen Schornstein in Sichtweite hat, braucht fast keinen Wetterbericht mehr – behauptet Meteorologe Andreas Jäger. Was ist dran am „Zeigefinger des Wettergottes“?

Daher weht der Wind
Klar, den Wind sieht man an Schornsteinen auf den ersten Blick: Neigt sich die Rauchfahne, zeigt sie uns wie ein Windsack die Windrichtung an. Das ist schon sehr hilfreich, bei sich zu Hause weiß man ja, wo normalerweise das schlechte Wetter herkommt.
Steigt die Rauchfahne dagegen gerade auf, ist es offensichtlich windstill. Aber Wind hin oder her, was erwartet uns jetzt: schönes oder schlechtes Wetter? Nun lohnt es sich, genauer hinzusehen.
Schönwetter oder Regenschauer?
- Wird der Rauch rasch unsichtbar, wenn er den Schornstein verlässt? Dann ist die Luft trocken und der Tag bleibt sonnig, da sich ohne Wasserdampf keine Wolken bilden können.
- Wird der aufsteigende Rauch immer weißer und bauscht sich auf, könnte es Regenschauer geben.
Gewitter
Besonders interessant für Sommernachmittage: Schlägt die Rauchfahne eine Welle, die immer breiter wird und vielleicht sogar den Boden berührt? Dann ist Vorsicht geboten. Die Luft ist labil geschichtet und es können sich Regenschauer, vielleicht auch Gewitter bilden.

Hochnebel und Nebel
Die klarsten Fingerzeige kriegen wir von Schornsteinen im Winter. Breitet sich die Rauchfahne waagrecht aus und ist nach oben scharf begrenzt, sitzen wir am Boden mitten in einem „See“ aus kalter Luft – der höher als der Schornstein ist. Ein derart mächtiger Kaltluftsee ist oft von grauem Hochnebel bedeckt, der sich im Winter nur ganz schwer auflöst.

Breitet sich die Rauchfahne am unteren Rand waagrecht aus, steigt aber am oberen Rand nach oben – dann reicht der Schornstein über den Kaltluftsee hinaus und die Sonne tut sich leicht, die kalte Luft zu erwärmen. Ein typischer Tag im Altweibersommer, der mit kaltem Nebel startet und in einen sonnigen, warmen Nachmittag übergeht.

Mehr Wetterregeln

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Fotograf: Herbert Raffalt
ISBN: 978-3710400292