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Literaturtipps

Bücher, die wir bis auf den Gipfel tragen

10. Oktober 2023
4 Min. Lesezeit

Es gibt diese Bücher, die man nicht mehr aus der Hand legen kann, weil sie so fesselnd sind. Manche davon nimmt man sogar mit auf den Berg. Die Bergwelten-Redaktion erzählt, welche Bücher schon bei ihnen im Rucksack mitgewandert sind.

Ein wenig Leben Hanya Yanagihara
Foto: Jakob Eder
Das Buchcover passt ganz gut zu den Gefühlen der Wandererin
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Ein wenig Leben von Hanya Yanagihara

Wanderurlaub auf Mallorca. Eine Tour mit steilen 500 Höhenmetern. Über 30 Grad. Und der Rucksack: hängt sich an. Bei der Gipfelpause dann die Erkenntnis: ich habe stundenlang ein 960 Seiten dickes Buch mit mir herumgeschleppt. „Ein wenig Leben“ von Hanya Yanagihara ist kein leichtes Buch, weder vom Gewicht her noch inhaltlich. Aber es hat mich so gefesselt, dass ich es in diesem Urlaub ständig im Rucksack hatte. Und vergessen habe, es vor meiner Wanderung wieder auszupacken. Zugegeben, dieses Buch ist nicht absichtlich mit mir auf den Berg gekommen. Aber wenn man das Foto betrachtet, kann man sich gut vorstellen, wie ich mich gefühlt habe. Also war es vielleicht doch genau am richtigen Ort.
Mara Simperler, Chefin vom Dienst Digital

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Foto: Foto: Kathi Löffler / Cover: Hanser

Blue Skies von T.C. Boyle

Wie viele Bücher schleppt man auf einer sechstägigen Weitwanderung mit? Lieber ein paar mehr - so kommt auch keine Langeweile auf, wenn es draußen schüttet und man nach einem Sprint von Hütte A zu Hütte B Zeit bis zum Abendessen totschlagen muss. Weil der Rucksack aber trotzdem leicht sein soll, habe ich mich zum e-Book Reader inklusive T.C. Boyles neuem Roman „Blue Skies“ konvertieren lassen. Das Buch sorgt auf jeden Fall für Unterhaltung und manchmal gruselt es einen auch, wenn Boyles Erzählung nicht mehr nach Dystopie sondern nach Gegenwart klingt. Auf jeden Fall schätzt man die wunderschöne Bergnatur um einen herum nochmal mehr, wenn man daran erinnert wird, wie fragil sie ist.
Kathi Löffler, Redakteurin

Beliebt auf Bergwelten

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Foto: Foto: Unsplash / Cover: Wikipedia

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The Dharma Bums von Jack Kerouac

Fast jeder kennt Jack Kerouacs autobiographischen Kult-Roman „On The Road“ von 1957 – weniger bekannt ist sein im Folgejahr erschienenes Buch „The Dharma Bums“ (deutscher Titel: Gammler, Zen und hohe Berge), in dem sich ein Haufen chaotischer Möchtegern-Alpinisten auf die Jagd nach „der buddhistischen Erfahrung“ in den Bergen macht. Zum Schreien komisch ihnen beim euphorischen Aufbruch ins kalifornische Gebirge, etwa auf den Matterhorn Peak, zuzusehen. Ihr philosophischer Background ist mindestens so fragil, wie ihre bergsteigerischen Fähigkeiten – wobei durchaus viel fachgesimpelt wird. Man kommt sich auf der eigenen Weitwanderung gleich viel weniger dilettantisch vor, führt einem das Buch doch vor Augen, dass viel mehr als die innovativste Ausrüstung und jahrzehntelange Outdoor-Erfahrung eines zählt: die schlichte Freude an der Natur und die Bereitschaft, Dinge einfach zu tun.
Martin Foszczynski, Redakteur

Trisselwand und Buch
Foto: Christian Riefenberg / Hanser Berlin
Trisselwand und Buch

Der Tod in ihren Händen von Ottessa Moshfegh

Bergwelten-Autor Flo Scheimpflug und ich haben uns letztes Jahr für einen Wettkampf an der Trisselwand im steirischen Ausseerland getroffen. Wir wollten wissen: Wandertour vs. Kletterroute - wie gelangt man schneller zum Gipfel (hier könnt ihr das Heft mit der Geschichte bestellen)? Da ich schon eine Vorahnung hatte, dass ich als Wanderin eine mehrstündige Wartezeit am Gipfelkreuz herumbringen werde müssen, habe ich mir aus der Wühlkiste im Altausseer Supermarkt ein Buch mitgenommen: „Der Tod in ihren Händen“ von Ottessa Moshfegh. Schlussendlich hat es mir tatsächlich eine gute Lesezeit mit Blick über den Altausseersee beschert. Offenbar geht es um eine alte Frau, die sich in die Aufklärung eines Mordfalls hineinfantasiert. Ich schreibe „offenbar“, weil ich mich überhaupt nicht mehr an die Handlung erinnern kann. Ein möglicher Grund: Ich habe mir vorgenommen, dieses Jahr 50 Bücher zu lesen, stehe aktuell bei 35 und ein Nachteil dieser Challenge ist, dass langsam alle Geschichten miteinander verschwimmen. Meine Leseapp sagt mir aber, dass ich Moshfeghs Buch mit drei von fünf Sternen bewertet habe. Dem Lesen während einer Wandertour gebe ich allerdings volle Punktezahl.
Katharina Brunnauer-Lehner, Chefredakteurin

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Foto: Nico Schaerer

Drachenläufer von Khaled Hosseini

Ich lese gerne analog, mag den Geruch von neuem (und altem) Papier und knicke Eselsohren in Seiten mit Schlüsselstellen. Bei langen Wanderungen ist der Hang zum klassischen Buch zwar nicht immer von Vorteil, aber so kam es, dass ich bei einer Mehrtageswanderung in den Tessiner Alpen zwei - zum Glück nicht allzu dicke - Bücher im Gepäck hatte: „Drachenläufer“ von Khaled Hosseini (Bücherzellen-Fund) und „Neujahr“ von Juli Zeh (von einer Freundin geborgt). Dabei habe ich die Zeit, die auf einer Wandertour zum Lesen bleibt, wie oft maßlos überschätzt. Fertig geworden bin ich letztlich nur mit ersterem Buch, einer Geschichte über eine Kindheit in Afghanistan. Sehr zu empfehlen, wenn auch vielleicht nicht unbedingt zum Mitschleppen im Rucksack.
Judith Steinkellner, Praktikantin

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Ulysses am Lasörling Höhenweg
Foto: Sam Strauss / Suhrkamp
Ulysses am Lasörling Höhenweg

Ulysses von James Joyce

Am Berg habe ich mitunter ein paar tausend Seiten an Büchern dabei, praktischerweise wiegen sie zusammen aber nur um die 200 Gramm. Mehrtägige Touren sind nämlich so ziemlich die einzigen Gelegenheiten, bei denen ich meinen E-Book-Reader verwende. Wobei „verwenden“ im Normalfall etwas übertrieben ist; ich nehme das Gerät halt auf Verdacht mit. Nach einer Tour bin ich aber oft zu müde, um zu lesen. Andererseits kommt es vor, dass man einen Wandertag in der Gaststube einer Hütte noch nachbespricht, was auch länger dauern kann. Jedenfalls wandere ich regelmäßig aufmunitioniert mit Klassikern durch die Gegend, die schon lange auf meiner Leseliste stehen (sonst habe ich bisher nichts runtergeladen). Zum Beispiel belegt James Joyce „Ulysses“ seit Jahren ungelesen zwei Megabyte des Speichers. Aber ein nicht unbedingt leicht zugängliches Buch, das auf 1.000 (analogen) Seiten einen Tag im Leben seines Protagonisten erzählt, sagen wir, beim Weitwandern in Osttirol nebenher lesen? Das ist für einen Genusswanderer sehr ambitioniert. Nächstes Mal dann.
Benjamin Koffu, Chef vom Dienst Print

Empfehlungen der Bergwelten-Community

Wir haben auch euch gefragt, welche Bücher so gut sind, dass ihr sie mit in die Berge nehmt. Hier ist eine Auswahl eurer Antworten:

  • Die Besteigung des Rum Doodle von William Ernest Bowman

  • Sturz in die Tiefe von Gela Allmann

  • Die Südtirol-Krimi-Reihe von Lenz Koppelstätter

  • Die Wand von Marlen Haushofer

  • Man vergisst nicht, wie man schwimmt von Christian Huber

  • Acht Berge von Paolo Cognetti

  • Der Mythos des Sisyphos von Albert Camus

  • Tschick von Wolfgang Herndorf

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