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Registrierkassenpflicht

Emil Widmann: „Bin nicht Hüttenwirt geworden, um mich mit Zetteln zu beschäftigen“

• 8. Juni 2016
2 Min. Lesezeit

Emil Widmann/ Kürsinger Hütte, 2.558 m (Venedigergruppe/ Salzburg)

Emil Widmann von der Kürsinger Hütte
Foto: Matthias Fend
Hüttenwirt Emil Widmann von der Kürsinger Hütte
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Bergwelten: Was bedeutet die neue Registrierkassenpflicht für Sie?
 
Emil Widmann: Im Prinzip ist das für mich nichts Neues – ich habe seit Beginn meiner Pächterkarriere eine Registrierkasse gehabt. Neu wird das Aufrüsten der Kassen mit einer technischen Sicherung ab dem nächsten Jahr werden – wie das genau ausschauen wird, weiß man ja noch nicht genau. Was sich noch geändert hat: für meine Hüttentaxibusse, die als eigenes Unternehmen gelten, besteht ab jetzt ebenfalls Registrierkassenpflicht – mein Fahrer muss im Fahrzeug Bons ausdrucken können.
 
Gab es bei Ihnen schon Kontrollen?
 
Bis jetzt noch nicht. Aber auszuschließen ist das trotz der Höhe nicht. Zu mir kam schon mal ein ganzer Betriebsausflug mit 30 Leuten vom Finanzamt, die haben aber nur gegessen und ein Schnapserl getrunken.
 
Wie stehen Sie generell zur Registrierkassenpflicht?
 
Ich habe grundsätzlich Verständnis und bin auch absolut dafür, dass Steuern korrekt abgegeben werden. Mich stört aber, dass jetzt ein gewisser „Generalverdacht“ gegenüber uns Hüttenwirten kommuniziert wird. Man darf niemals vergessen: Das Betreiben einer Berghütte ist sehr fordernd, wir tun das mit großem persönlichem Einsatz und Idealismus. Wege und Infrastruktur müssen erhalten werden. Die neue Dokumentationspflicht stellt einen großen zusätzlichen Arbeit- und Verwaltungsaufwand dar. Das ist der Freude an der Arbeit sicher nicht dienlich. Ich bin nicht Hüttenwirt geworden, um mich mit Zetteln zu beschäftigen – da hätte ich auch im Büro bleiben können. Die Vorschriften werden immer höher geschraubt.
 
Vor allem kleinere Hütten beklagen, dass eine Registrierkasse schon allein wegen des Stromverbrauchs problematisch ist.
 
Grundsätzlich gibt es immer eine technische Lösung, z.B. eine Akkubank, – nur kann die entweder sehr kompliziert sein oder mehrere tausend Euro Investition bedingen. Wenn man das in Relation zur kurzen Saison setzt, ist das natürlich ein Problem. Man muss das erst in der Praxis testen und die bewährtesten und günstigsten Lösungen an die Hüttenbetreiber weiterempfehlen. Ich denke auch deshalb wären längere Übergangsfristen für die Umsetzung der Registrierkassenpflicht sinnvoll gewesen.
 
Wie wird es weitergehen?
 
Wie heißt es bei uns in Österreich so schön: „Es wird nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird“. Ich habe mit den Mitarbeitern der Finanzämter vor Ort bisher gute Erfahrung gemacht und denke, dass bei Prüfungen Augenmaß und Hausverstand überwiegen werden.

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